„Wir brauchen dringend ausgabensenkende Strukturreformen.“
„Wir müssen weg von den hohen Lohnzusatzkosten. Wir brauchen deshalb dringend ausgabensenkende Strukturreformen“, mahnte Rainer Dulger, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, jüngst: „Wir können uns nicht mehr alles leisten, was wir uns wünschen.“ Er fürchtet, dass der Sozialstaat kollabiere, wenn die Politik nicht gegensteuert. Das nütze keinem, so der BDA-Präsident. Der BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter machte im Gespräch mit dem PKV-Verband deutlich: „Wir sind für Problemlösungsstrategien, die Ausgaben senken, stabilisieren oder Beiträge senken.“ Mehr Einnahmen zu generieren statt Reformen zu machen, löse kein einziges Problem.
Mit dieser Ansicht stehen Dulger und Kampeter nicht allein. Andere Wirtschaftsvertreter zeichnen ein ähnlich düsteres Bild. Handwerkspräsident Jörg Dittrich verglich den deutschen Sozialstaat zuletzt mit einem Schiff, das am Rumpf ein Leck hat. „Und wenn wir dieses nicht bald abdichten, wird der Kahn komplett untergehen.“ Dittrich kritisiert die „butterweichen Aussagen“ zu den dringend nötigen Reformen der sozialen Sicherungssysteme. Er fordert ein tragfähiges Gesamtkonzept, eine ehrliche Betrachtung – und letztlich womöglich „unpopuläre, aber notwendige Entscheidungen“.
Im Interview mit dem PKV-Verband warnte auch die Präsidentin des Verbands Die Familienunternehmer Marie-Christine Ostermann, dass der Sozialstaat bald nicht mehr finanzierbar sein werde: „Wenn die sozialen Sicherungssysteme jetzt nicht reformiert werden und weiter nichts passiert, dann laufen wir auf einen Kipppunkt Anfang der 2030er-Jahre zu.“ Schon jetzt würde Arbeit in Deutschland immer unattraktiver, für angestellte Fachkräfte wie für Unternehmerinnen und Unternehmer. Ihnen stehen durch die steigenden Lohnzusatzkosten weniger Mittel zur Verfügung, um Innovationen voranzutreiben, Kapazitäten auszubauen und Mitarbeitende einzustellen – alles Voraussetzungen für das dringend benötigte Wirtschaftswachstum.
„Unser Wirtschaftsstandort steht auf der Probe“, sagt auch Roland Angst, der Präsident des Führungskräfteverbands ULA: Nötig sei eine Wirtschaftspolitik, die Investitionen fördere und eine Sozialpolitik, die Leistungen anerkenne und belohne. Die umlagefinanzierten Sozialsysteme kommen an ihre Grenzen – daher fordert die ULA nachhaltige Reformen und mehr Effizienz.