Meldung 12. Februar 2025

Um den Wirtschaftsstandort für Fach- und Führungskräfte attraktiv zu halten, fordert deren Verband grundlegende Reformen. Welche gesetzlichen Veränderungen es bei der Finanzierung der Sozialsysteme braucht, erläutert ULA-Präsident Roland Angst im Gespräch.

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Die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland wird durch mehrere Faktoren erheblich geschwächt. Einer davon sind die hohen Lohnzusatzkosten. Die jüngsten Vorschläge, die Beitragsbemessungsgrenze in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) deutlich anzuheben, würde nicht nur deutsche Unternehmen, sondern auch die Fach- und Führungskräfte erheblich benachteiligen. Warum diese Forderungen die Sozialsysteme nicht nachhaltig finanzieren können und was langfristige Alternativen sind, erläutert ULA-Präsident Roland Angst in unserem Interview.

Deutschlands Wirtschaft steckt in der Krise, ist aber gleichwohl auf qualifizierte Fach- und Führungskräfte angewiesen. Ist unser Wirtschaftsstandort für diese Personengruppen noch attraktiv?

Deutschland hat nach wie vor viel Potenzial. Allerdings muss man schon sagen, dass unser Wirtschaftsstandort auf der Probe steht. Die Attraktivität unseres Standortes muss unter Beweis gestellt werden. Wir brauchen dafür eine Wirtschaftspolitik, die Investitionen fördert. Wir brauchen eine Sozialpolitik, die auch Leistung belohnt und Leistungen anerkennt. Und wir brauchen insgesamt ein Arbeitsumfeld, das familiengerecht ist und flexibel, die das beides vereint, damit wir auch zukünftig in Deutschland Fachkräfte und Führungspersönlichkeiten finden.

Um die Finanzierungsprobleme der Gesetzlichen Krankenversicherung zu lösen, wird auch eine Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze auf das Niveau der Rentenversicherung gefordert. Welche Auswirkungen hätte das?

Eine deutliche Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze hat für die Fach- und Führungskräfte in Deutschland zur Folge, dass es eine signifikante finanzielle Belastung gibt, der aber keinerlei Leistungsverbesserungen entgegenstehen. Zusätzlich würden auch keine Verbesserung angeboten. Insofern fordern wir seitens der ULA nachhaltige Reformen, mehr Effizienz, mehr Prävention und auch Nachhaltigkeit bei den Beiträgen. In der Gesetzlichen Krankenversicherung braucht es Beitragsstabilität und nicht immer nur einseitig Beitragserhöhungen für die Leistungsträger. Das ist aus unserer Sicht nicht akzeptabel.

Der demografische Wandel zeigt uns in der Tat, dass die umlagefinanzierten Sozialsysteme an die Grenze kommen.

Roland Angst , ULA-Präsident

Der demografische Wandel stellt die umlagefinanzierten Sozialsysteme vor wachsende Finanzierungsprobleme. Was könnte aus Ihrer Sicht ein Lösungsansatz sein?

Der demografische Wandel zeigt uns in der Tat, dass die umlagefinanzierten Sozialsysteme an die Grenze kommen. Insofern braucht es mehr Eigenverantwortung, zum Beispiel durch Pflegezusatzversicherungen, die auf privater Basis finanziert werden. Aber auch hier fordern wir klare Reformen hin zu mehr Generationensicherheit, hin zu mehr Zukunftsfähigkeit. Und unser beliebter „Pflegegipfel 2024“, den wir gemeinsam als ULA - Deutscher Führungskräfteverband zusammen mit dem PKV-Verband veranstaltet haben, hat uns gezeigt, dass auch betriebliche Pflegezusatzversicherungen ein Lösungsbaustein sein können. Aber es geht auf jeden Fall mehr in die Richtung private Vorsorge. Als ULA fordern wir, dass es eine Vielfalt von Lösungen gibt, von Systemen, die letztendlich allen Arbeitnehmerinnen, allen Arbeitnehmern zugutekommt.


Interview-Serie „Starke Stimmen - starkes Gesundheitssystem"

Expertinnen und Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft über Herausforderungen und Lösungen für das Gesundheitssystem

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