SPD, Grüne und Linke wollen die Dualität von Gesetzlicher und Privater Krankenversicherung abschaffen und ein Einheitssystem einführen, das sie Bürgerversicherung nennen. Zwar haben sich SPD, Grüne und FDP in ihrem Koalitionsvertrag darauf geeinigt, dass die gesetzliche und die private Kranken- und Pflegeversicherung erhalten bleiben sollen. Dennoch könnten SPD und Grüne weiter versuchen, einzelne Elemente einer Bürgerversicherung umzusetzen.
Laut einer vom WDR-Politmagazin "Monitor" in Auftrag gegebenen Umfrage vom September 2021 sollen 69 Prozent der Befragten mit einem solchen System einverstanden sein. Die Fragestellung des Magazins erweckt allerdings den Eindruck, es könnte für die gesetzlich Versicherten günstiger werden, wenn man auch die vermeintlich Besserverdienenden einbezieht.
Tatsache ist jedoch, dass in einer Bürgerversicherung auch gesetzlich Versicherte deutlich mehr bezahlen müssten als heute. Denn wären alle Privatversicherten in der GKV, würden jeder Arztpraxis mehr als 55.000 Euro pro Jahr verloren gehen – das medizinische Versorgungsniveau würde massiv leiden. Deshalb erklären selbst SPD und Grüne, dass diese Mittel der medizinischen Infrastruktur nicht entzogen werden dürfen. Eine Kompensation sei unabdingbar. Mehrere namhafte Gesundheitsökonomen haben berechnet, dass sich in diesem Fall der Beitragssatz in der GKV um rund 0,5 Prozentpunkte erhöhen würde. Für einen Durchschnittsverdiener entspräche das einer Zusatzbelastung von mehr als 200 Euro im Jahr.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Argumente gegen das Experiment Bürgerversicherung. Es würde unser hervorragend funktionierendes Gesundheitssystem aufs Spiel setzen und nur Verlierer erzeugen. Vor allem wäre eine Bürgerversicherung der Beginn einer echten "Zwei-Klassen-Medizin."