Meldung 18. Juli 2023

Die hohe Kostendynamik in der stationären Pflege führt regelmäßig zu Debatten über neue Leistungsausweitungen in der gesetzlichen Pflegeversicherung. Eine wirklich nachhaltige Pflegereform ist derzeit jedoch nicht in Sicht. Dabei liegen mehrere Lösungsvorschläge auf dem Tisch.

Die Kosten für einen Platz im Pflegeheim sind in den letzten zwölf Monaten erneut stark gestiegen. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Verbands der Ersatzkassen (vdek). Demnach zahlen Pflegeheimbewohner aktuell im ersten Jahr einen Eigenanteil von durchschnittlich 2.548 pro Monat – zusätzlich zu den Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung. Die Pflegepflichtversicherung deckt nur einen Teil der Kosten der Pflegebedürftigkeit ab. Ein Jahr zuvor habe der Eigenanteil im Bundesdurchschnitt noch bei 2.200 Euro pro Monat gelegen.

Die hohe Kostendynamik fällt in eine Zeit, in der Wirtschaftsverbände und Ökonomen vor neuen Leistungsausweitungen und steigenden Beiträgen in den Sozialversicherungen warnen. Der Beitragssatz in der Sozialen Pflegeversicherung wurde erst zum 1. Juli 2023 angepasst, um die zusätzlichen Leistungen des Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetzes (PUEG) zu finanzieren. Finanzminister Christian Lindner plant außerdem, zur Stabilisierung des Bundeshaushalts den Steuerzuschuss zur Sozialen Pflegeversicherung zu kürzen.

Die Politik muss sich endlich ehrlich machen: Ohne mehr Pflegevorsorge werden in unserer alternden Gesellschaft die Beitragszahler und der Bundeshaushalt total überfordert. Wissenschaftler setzen auf eine kapitalgedeckte Pflegezusatzversicherung, das empfiehlt der Pflege-Expertenrat unter Prof. Wasem ebenso wie der Wissenschaftliche Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums. Solche nachhaltigen Vorsorge-Lösungen kann die Politik mit einfachen Mitteln fördern, etwa durch Steuerabzugsfähigkeit der Beiträge.

Florian Reuther, PKV-Verbandsdirektor
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Wissenschaft empfiehlt kapitalgedeckte Pflegevorsorge

Das Konzept des Experten-Rats Pflegefinanzen bietet eine Lösung für den hohen Eigenanteil bei den Pflegekosten im stationären Bereich. Dieser einrichtungseinheitliche Eigenanteil (EEE) liegt mittlerweile bei über 1.200 Euro im Bundesdurchschnitt. Diesen Anteil der Pflegekosten müssen Pflegebedürftige derzeit aus eigener Tasche aufbringen.

Nach Vorstellungen des Experten-Rats sollen alle Bürgerinnen und Bürger zukünftig mit einer obligatorischen, kapitalgedeckt finanzierten Zusatzversicherung ("Pflege-Plus") für den Aufenthalt im Pflegeheim vorsorgen. Diese Pflege-Plus-Versicherung würde im Pflegefall nicht nur die Betroffenen entlasten, sondern schon heute die jüngeren Beitragszahler vor Überlastung durch weiter steigende Sozialabgaben schützen.