Meldung 28. Oktober 2025

Ein Bündnis aus Gewerkschaften und Sozialverbänden setzt sich in einer aktuellen Kampagne für die Einführung einer umlagefinanzierten Pflegevollversicherung ein. Nun zeigen aktuelle Berechnungen: Bereits im ersten Jahr würde das allein für die stationäre Pflege etwa 17 Milliarden Euro mehr kosten.

Schon heute belasten permanent steigende Sozialversicherungsabgaben die Arbeitnehmer und Arbeitgeber schwer. Dabei sticht der Beitragssatz in der Sozialen Pflegeversicherung durch eine besonders extreme Entwicklung hervor. In weniger als zwei Jahrzehnten hat er sich verdoppelt. Nun zeigen aktuelle Berechnungen des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP): Eine umlagefinanzierte Pflegevollversicherung würde diese Entwicklung weiter beschleunigen.

Denn allein für die stationäre Pflege fielen laut WIP 16,3 Mrd. bis 17,5 Mrd. Euro zusätzliche Kosten an – im ersten Jahr der Einführung. Umgerechnet bedeutet das einen Beitragssatzanstieg von über 0,8 Prozentpunkten. Und binnen fünf Jahren würde der Mehraufwand auf bis zu 30 Milliarden Euro steigen, so das Institut. Pures Gift für den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Pflegevollversicherung: Schlag gegen die Jungen

„Bloß keine Vollversicherung“ schreibt denn auch die Rheinische Post über ihren Kommentar: „Das würde die Beiträge weiter in die Höhe treiben und Arbeitgeber wie Arbeitnehmer belasten. Eine Vollversicherung wäre ein neuer Schlag gegen die junge Generation. Statt immer neues Geld in das marode System zu pumpen, muss dieses reformiert werden.“

Über eine Reform von Pflegeversorgung und -finanzierung berät seit diesem Sommer eine Bund-Länder-Kommission. In einem ersten Zwischenbericht hatte sie klargestellt, dass die Pflegeversicherung auch in Zukunft ein „Teilkasko“-System bleiben werde. Gleichwohl startete ein Bündnis aus Gewerkschaften und Verbänden jüngst eine Kampagne für eine umlagefinanzierte Vollversicherung – unter Verweis auf eine Umfrage, wonach zwei Drittel der Menschen in Deutschland dies befürworten.

Pflege braucht Eigenverantwortung und Kapitaldeckung

Christine Arentz, Professorin für Gesundheitsökonomie an der TH Köln und Mitglied im Experten-Rat Pflegefinanzen, findet solche Umfragen „schwierig, weil sie nur nach Wünschenswertem fragen, aber nicht sagen, was das kosten würde und wer das bezahlen soll.“ Zudem, so Arentz im Interview der Zeit, werde „unterschlagen, dass dies dazu führen würde, dass auch wohlhabende Pflegebedürftige sofort keine Eigenanteile mehr zahlen müssten.“

Angesichts dieser wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen hat sich auch die PKV klar gegen eine umlagefinanzierte Pflegevollversicherung positioniert: „Eine gute Pflege für alle Generationen können wir in unserer alternden Bevölkerung nur dann langfristig sicherstellen, wenn wir mehr Eigenverantwortung und kapitalgedeckte Vorsorge fördern“, so PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther.