Meldung 16. August 2022

Der Ökonom Martin Werding wurde zum neuen Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung („Rat der Wirtschaftsweisen“) ernannt. Zum Amtsantritt warnte der Professor für Sozialpolitik und öffentliche Finanzen vor den Folgen des demografischen Wandels.

"Der neue Wirtschaftsweise Prof. Martin Werding rief die Bundesregierung dazu auf, eine Debatte über die notwendigen Reformen in den Sozialsystemen anzustoßen. Ansonsten laufe die Finanzierung komplett aus dem Ruder, sagte Werding anlässlich seiner Berufung in den Sachverständigenrat im Interview mit dem „Handelsblatt“. Der Wirtschaftswissenschaftler von der Ruhr-Universität Bochum hat sich als Experte u.a. im Bereich der Finanzierung von Sozialsystemen einen Namen gemacht.

Seine Sorge: Der ganz große Druck des demografischen Alterungsprozesses steht uns noch bevor. „Die Demografie reißt ein gewaltiges Finanzloch. Heute zahlen Beschäftigte und Betriebe Sozialbeiträge von 40 Prozent des Bruttolohns. Um das Finanzloch zu schließen, müssten die Beiträge ohne Reformen schon bis 2035 auf 48 Prozent steigen“, erklärt Werding die wachsende finanzielle Schieflage in einem weiteren Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“.  

Steigenden Sozialbeiträge setzen Zukunftsinvestitionen aufs Spiel

Wie die steigenden Sozialbeiträge die Zukunftsinvestitionen aufs Spiel setzen, untersuchte Martin Werding zusammen mit Professor Thiess Büttner von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg in einem Gutachten für den PKV-Verband. Um die Beitragssätze der Sozialversicherungen ohne Reformen auf das heutige Niveau von 40 Prozent zu begrenzen, müssten die Bundeszuschüsse von heute 144 Milliarden Euro auf 274 Milliarden Euro im Jahr 2030 anwachsen.

Alleine für den Zeitraum der aktuellen Finanzplanung bis 2025 beläuft sich der zusätzliche Finanzierungsbedarf auf die Summe von insgesamt rund 144 Milliarden Euro. Der Handlungsspielraum der Bundesregierung für andere Zukunftsfelder wie Klimaschutz, Digitalisierung oder Bildung würde sich dadurch dramatisch verändern.  Auch deshalb spricht sich Werding für die Einhaltung der Schuldenbremse und gegen eine weitere Verschuldung durch kreditfinanzierte Steuerzuschüsse in den Sozialversicherungen aus. „Die Regierung muss bei den Ausgaben Prioritäten setzen“, gibt Werding in der „SZ“ die Richtung vor.

Weitere Beiträge von Martin Werding zur nachhaltigen und generationengerechten Finanzierung der Sozialversicherungen: