Würde diese Versicherung bereits vorhandene private Pflegezusatzversicherungen ersetzen?
Aus unserer Sicht ergänzen sich die Produkte. Die am häufigsten nachgefragten Pflegezusatzversicherungen versichern ein Pflegetagegeld, das Versicherte nach eigenem Ermessen verwenden können. Die "Pflege+" hingegen ist so kalkuliert, dass mit ihr die pflegebedingten Kosten zu 90 Prozent abgedeckt sind – die Pflegebedürftigen aber nicht frei entscheiden können, wofür sie die Versicherungsgelder verwenden.
Stichwort ambulante Pflege: Die große Mehrheit der Pflegebedürftigen wird zuhause gepflegt. Warum schließt Ihr Entwurf diese Gruppe nicht ein?
Wir haben uns darauf konzentriert, zunächst einen Vorschlag für die teure vollstationäre Pflege zu entwickeln und genau durchzukalkulieren. Für die ambulante Pflege sind vorab viel mehr Fragen zu klären, die sich im stationären Bereich gar nicht stellen. Denn weil in der häuslichen Pflege auch oft Angehörige oder dem Pflegebedürftigen nahestehende Personen Pflege leisten, ist hier nicht so eindeutig, welche Pflegekosten entstehen – oder eben versichert sein sollten.
Rechtfertigt die Absicherung der Kosten von stationärer Pflege dennoch eine obligatorische Zusatzversicherung?
Ja. Denn die vollstationäre Pflege ist so teuer, weil hier eben ausschließlich professionelle Pflege geleistet wird. Ist jemand auf diese Versorgungsart angewiesen, sind die Kosten auf einen Schlag sehr hoch. Und dagegen versichert zu sein, ist aus unserer Sicht ein erster wichtiger Schritt.
Sehen Sie nicht den (Fehl-)Anreiz, mehr Pflegebedürftige in stationären Einrichtungen zu versorgen? Die Nachfrage ist ja schon jetzt höher als das Angebot.
Nein. Wer zuhause gepflegt werden möchte, und wo die Angehörigen oder nahestehenden Menschen dies leisten können, wird nicht wegen einer Versicherung ins Heim gehen. Zumal dort ja weitere Kostenblöcke bestehen, die wir nicht adressieren, nämlich Aufwendungen für Unterkunft und Verpflegung und die Investitionskosten. Wir haben mit unserem Modell auch nicht den Anspruch, sofort alle Probleme im Bereich Pflege auf einmal zu lösen. Wir sehen sie als einen ersten Baustein, der zur Lösung der Probleme beiträgt. Auf diesen muss sukzessive aufgesetzt werden.