Die Rolle der Privaten Krankenversicherung (PKV) als Motor für Innovationen war ein Thema auf dem BIG BANG HEALTH-Festival. Im Essener Colosseum gab der vom PKV-Verband initiierte Fonds Heal Capital einen Einblick in den Alltag und die Strategie des Start-up-Investors.
Wenn Christian Lautner von seinem Alltag berichtet, wird deutlich, mit wie viel Unternehmergeist die digitale Transformation der Gesundheitsversorgung vorangetrieben wird. „Bevor wir ein Investment machen, haben wir ungefähr 300 Firmen angeschaut“, sagt der Start-up-Investor. Lautner ist Managing Partner bei Heal Capital und sprach auf dem Big-Bang-Health-Festival in Essen über die PKV als Motor für digitale Innovationen. Mehr als 20 private Krankenversicherer haben über 100 Millionen Euro in den Wagniskapitalfonds für digitale Gesundheitsinnovationen investiert. Das Ziel: die medizinische Versorgung für alle verbessern und die Digitalisierung vorantreiben.
Auf der Suche nach erfolgversprechenden Investments folgt das Investoren-Team dem sogenannten Power Law: Jedes einzelne Investment muss das Potenzial haben, am Ende den ganzen Fonds zurückzuzahlen. Die Basis dafür sind ein hoher Grad an Innovations- und Veränderungskraft. Das gilt sowohl für die Anwendung als auch für den Menschen dahinter, erläutert Christian Lautner. Erst wenn ein Start-up eine innovative Lösung für ein relevantes Versorgungsthema bietet und dem Gründerteam die Umsetzung zugetraut wird, kommt ein Investment zustande.
Wie sieht die Zukunft der Medizin aus? Ein Beispiel: VIMPROs
Seit dem Start zum Jahresbeginn 2020 hat Heal Capital in zwölf Unternehmen investiert. Mit den rund 100 Millionen Euro plant das Fondsmanagement etwa 20 Erstinvestments zwischen zwei und vier Millionen Euro. Wenn sich ein Unternehmen gut entwickelt, wird in weiteren Finanzierungsrunden nachgelegt – so wie bei dem polnischen Portfoliounternehmen Infermedica. Der Anbieter einer KI-basierten „Medical Guidance Plattform“ mit integriertem Symptom-Checker konnte dieses Jahr nicht nur den Eintritt in den GKV-Markt vermelden, sondern auch die zweite Finanzierungsrunde unter Beteiligung von Heal Capital.
Mit wachsender Bekanntheit nimmt auch die Zahl der Start-ups und Investoren zu, die aktiv auf Heal Capital zukommen – ein wichtiges Ziel des Managements, sagt Christian Lautner: „Wir haben die Vision, wirklich der Go-to-Investor für Healthtech in Europa zu werden.“ Daneben will Heal Capital aber auch eigene Akzente setzen und Trends, Patientenbedürfnisse und Geschäftsmodelle frühzeitig identifizieren. Die richtungsweisende Frage: Wie sieht die Zukunft der Medizin aus? Ein Ergebnis der Recherche ist das Konzept der sogenannten VIMPROs (vertically integrated micro providers). Damit sind Unternehmen gemeint, die die gesamte Gesundheitsversorgung online anbieten – wie zum Beispiel das Heal-Capital-Portfoliounternehmen Formel Skin, das Hautkrankheiten wie Akne und Neurodermitis behandelt, inklusive ärztlicher Betreuung per Telemedizin bis hin zu individuell hergestellten Hautpflegeprodukten.