Position

Mehr als 20 private Krankenversicherer haben über 100 Millionen Euro in Heal Capital investiert. Der Fonds fördert innovative Geschäftsmodelle an der Schnittstelle zwischen Gesundheitswesen und Technologie. Das Ziel: die medizinische Versorgung verbessern und die Digitalisierung vorantreiben.

Das Team von Heal Capital: Peter Wibbe, Christian Lautner, Marta Mrozowicz, Hana Besbes, Eckhardt Weber und Dr. Markus Müschenich (v.l.).

Anfang des Jahres 2020 ging der von der PKV initiierte Fonds für digitale Gesundheitsinnovationen an den Start. Mittlerweile hat Heal Capital sein Zielvolumen von 100 Millionen Euro übertroffen – und zahlreiche erfolgversprechende Healthtech-Start-ups im Portfolio. Das Management des Fonds übernehmen die erfahrenen Berliner Digital-Health-Investoren Flying Health und Heartbeat Labs.

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Mit seinem Wachstumskapital beteiligt sich Heal Capital an Digital-Healthcare-Unternehmen aus den Bereichen Diagnostik, Therapie und Infrastruktur. Der Fonds fokussiert Geschäftsmodelle, die bereits in einer frühen Phase am Marktgeschehen teilnehmen. Die Start-ups werden ebenso mit Know-how beim Zugang zur medizinischen Versorgung unterstützt. „Heal Capital hat sich im deutschen und europäischen Markt als Healthtech-Investor positioniert“, resümiert Eckhardt Weber, Co-Geschäftsführer des Fonds

Innovationsrat: Persönlichkeiten aus dem Gesundheitswesen

Zu dieser Positionierung trägt auch der Heal-Capital-Innovationsrat aus renommierten Expertinnen und Experten aus den Bereichen Medizin und Forschung, digitale Gesundheitswirtschaft, Politik und Privater Krankenversicherung bei. Sie vereint die Überzeugung, dass sich das Gesundheitswesen digitalgestützt weiterentwickeln muss, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das Gremium steht in engem Austausch mit dem Heal-Capital-Management. Mitglieder des Innovationsrats und Gründer der Portfolio-Unternehmen stellen wir in kurzen Video-Interviews vor. 

„Die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist eines der wichtigsten Themen der deutschen Gesundheitspolitik und muss in den kommenden Jahren Vorrang haben“, erklärte Ralf Kantak, Vorstandsvorsitzender des PKV-Verbands, zum Start des Fonds: „Mit unserem Investitionskapital wollen wir letztlich dazu beitragen, dass digitale Innovationen schneller in der Versorgung ankommen. Die Private Krankenversicherung versteht sich auch hier als Motor für Innovationen.“ 

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Hier gibt es Impressionen vom Heal Capital Day, der zuletzt im November 2022 im Berliner „Amplifier“ stattfand. Der Heal Capital Day bringt die Szene des digitalen Gesundheitswesens zusammen: Hier treffen sich E-Health-Start-ups, Investoren sowie Gesundheitsexpertinnen und -experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Interviews mit den Gründern der Heal-Capital-Portfoliounternehmen finden sich in unserer YouTube-Playlist.

 

Die Heal-Capital-Investments

Das erste Investment von Heal Capital ging im Juli 2020 an das niederländische Medical-Messaging-Unternehmen Siilo. Mit dem Konzept „Netzwerkmedizin“ möchten de Siilo-Gründer Joost Bruggeman und Arvind Rao die Problematik von Informationssilos im Gesundheitswesen aufbrechen. Die gleichnamige Messenger-App ermöglicht Ärzten, Pflegekräften und anderen medizinischen Fachkräften einen einfachen, schnellen und datenschutzkonformen Austausch etwa von medizinischen Befunden – und über Abteilungsgrenzen hinweg.

Mit Siilo gelang Heal Capital im März 2023 der erste Exit des Fonds: Das mit rund 500.000 Nutzern sehr erfolgreiche Start-up wurde von Doctolib gekauft. Das wohl prominenteste europäische Digital-Health-Unternehmen ist in Deutschland vorwiegend als Terminbuchungsplattform bekannt, will sich aber zur umfassenden Gesundheitsplattform weiterentwickeln. Das Heal-Capital-Investment ging damit auf Doctolib über.

Im Sommer 2020 erhielt das polnische Digital-Health-Unternehmen Infermedica rund zehn Millionen Euro von einer internationalen Investorenrunde um Heal Capital. Infermedica ist eine digitale Plattform für diagnostische Empfehlungen und Ersteinschätzungen von Symptomen, die in der Primärversorgung von Patienten zur Anwendung kommt. Damit unterstützt das Healthtech-Unternehmen zum Beispiel Versicherungen und Gesundheitsdienstleister. So kann vermieden werden, dass Menschen mit kleineren Verletzungen oder leichteren Erkrankungen die Rettungsstellen der Krankenhäuser aufsuchen – wenn also kein notfallmedizinischer Bedarf vorliegt. 

Das dritte Heal-Capital-Investment ging in den Bereich der Neuromodulations-Therapie: Ceregate entwickelt eine softwarebasierte Schnittstelle zwischen Computer und dem menschlichen Gehirn – auch Computer-Brain-Interface (CBI) gemoranannt. Das Unternehmen mit Sitz in München gehört auf diesem Gebiet bereits zu den weltweit führenden Akteuren. Mithilfe von Implantaten im Gehirn oder im Rückenmark können Symptome wie Gang- und Gleichgewichtsprobleme, zum Beispiel bei Parkinson-Patienten, behandelt werden. Damit ergänzt die CBI-Technologie die heutige konventionelle Tiefenhirnstimulation und andere hochmoderne Therapien. 

Moray Medical ist im Bereich der robotergestützten Chirurgie tätig. Das US-amerikanische Start-up leistet Pionierarbeit auf dem Gebiet der robotischen Eingriffe für strukturelle Herzerkrankungen: Die Gründer Mark Barrish und Phillip Laby haben ein spezielles Kathetersystem entwickelt, das minimalinvasive Eingriffe am Herzen ohne Vollnarkose ermöglicht. Dieses „Coral“ genannte System besteht aus einem schlangenartigen Roboter-Katheter, der von einem digital gesteuerten System angetrieben wird. Außerdem hat Moray eine 3D-Augmented-Reality-Software entwickelt, die Ultraschall-Bilddaten mit einer simulierten Katheterspitze in einem digitalen 3D-Arbeitsbereich kombiniert. Chirurgen können auf diese Weise präzise und intuitive Bewegungen ausführen. 

Avi Medical baut vollständig digital-integrierte Arztpraxen für Allgemeinmedizin. Anders als konventionelle Praxen will Avi Medical nicht nur hochqualitative Behandlung vor Ort bieten, sondern alle digitalen Möglichkeiten ausschöpfen, um die allgemeinmedizinische Versorgung zu verbessern. Dazu bietet es auch die Behandlung per Video sowie die Kommunikation per Chat an und arbeitet unter anderem mit der Lösung des Heal-Capital-Portfoliounternehmens Infermedica. Das Gründer-Team Vlad Lata, Julian Kley und Christoph Baumeister planen langfristig bis zu 100 Praxen deutschlandweit. 

Das Berliner Start-up Apriwell bietet eine digital integrierte Versorgung – bestehend aus Präparaten, telemedizinischer Begleitung und einem digitalen Therapieprogramm – bei chronischen Leiden wie etwa Verstopfung. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, die Gesundheit der Menschen auf eine wirksame und einfache Art und Weise zu verbessern. Die digitalen Komponenten ermöglichen es, den medizinischen Service persönlich und skalierbar zu machen, ist Gründer und Geschäftsführer Alexander Puschilov überzeugt.  

Transparenz in die ambulante Pflege bringen, Risiken bei der Einnahme mehrere Medikamente reduzieren: Diese Ziele verfolgt das Hamburger Unternehmen Entyre. Mithilfe von technischen Lösungen sollen Fehlversorgungen im Gesundheitswesen identifiziert und korrigiert werden. Anhand der erhobenen Daten, zum Beispiel zu Wechselwirkungen und Fehldosierungen in den Medikationsplänen, sollen Patientinnen und Patienten, Ärztinnen und Ärzte sowie Versicherungen bessere Entscheidungen treffen können. 

Das britisch-niederländische Unternehmen Sanome will Menschen helfen, ihren Gesundheitszustand besser zu erfassen – und entwickelt dazu effiziente Heimdiagnose-Sets sowie eine zugehörige App. So sollen mögliche Krankheiten früher erkannt und Gesundheitskosten gesenkt werden. „Viele Menschen gehen erst zum Arzt, wenn die Symptome sehr stark sind und es für manche Therapie zu spät ist“, erläutert Sanome-Gründer Benedikt von Thüngen. Andere Symptome wiederum sind harmlos, ein Arztbesuch ist nicht nötig. Die Box von Sanome enthält Instrumente für die Messung sogenannter Biomarker wie Blut oder Speichel; die App kombiniert diese Biomarker und wertet sie aus. 

Hauterkrankungen wie Rosacea und Akne bedürfen einer individuellen, konsequenten Behandlung, um geheilt zu werden. Das Berliner Dermatologie-Start-up Formel Skin entwickelt deshalb auf die persönliche Haut abgestimmte Pflegeprodukte, die die Kundinnen und Kunden nach Hause geschickt bekommen, und eine enge ärztliche Betreuung per Telemedizin. Sobald sich die Haut verändert, werden die Rezepturen angepasst; das Ärzte-Team von Formel Skin berät auch zu Stress und Ernährung. „Gerade im Bereich der chronischen Erkrankungen hat die digitale Behandlung viele Vorteile – sowohl für die Ärztinnen und Ärzte als auch für die Patientinnen und Patienten“, ist die Gründerin Dr. Sarah Bechstein überzeugt

Das schweizerische Start-up PeakData geht die Herausforderung an, neue Behandlungsmethoden und Arzneien zügig den betroffenen Patientinnen und Patienten zur Verfügung zu stellen. Dazu vernetzt PeakData Pharmaunternehmen mit den für sie relevanten Fachkräften im Gesundheitswesen: Eine KI-basierte Plattform ermöglicht den Pharmafirmen Einblicke in die Netzwerke der spezialisierten Fachkräfte. So können die Unternehmen ihre Kommunikation mit Expertinnen und Experten verbessern sowie Mediziner identifizieren, die für ihr Geschäftsfeld wichtig sind – weil sie regelmäßig Menschen behandeln, denen neue Methoden und Medikamente helfen könnten. Gründer von PeakData sind die Datenwissenschaftler Patrick De Boer und Michael Feldman. Mehr als die Hälfte von Europas größten Pharmaunternehmen nutzen ihre Plattform bereits.

Die Gründer Robin Röhm und Michael Höh haben eine auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierende digitale Plattform entwickelt, die Unternehmen und Forschern einen besseren und zuverlässigen Zugang zu Gesundheitsdaten bietet. Das Besondere: Mit ihrem Start-up Apheris ermöglichen sie Krankenhäusern, Pharmafirmen und Krankenversicherern, medizinische Daten zu nutzen, ohne sie zu teilen. So lassen sie sich im Einklang mit den geltenden Regularien verknüpfen und analysieren. Dies kann zum Beispiel die Entwicklung von Arzneimitteln beschleunigen und die Präzisionsmedizin verbessern. 

Gleamer ist ein französisches Start-up, das mithilfe von KI medizinische Bildgebungsverfahren analysiert. Begonnen hat das Unternehmen mit „BoneView“, einer Technologie, die auch schwer identifizierbare Knochenbrüche auf konventionellen Röntgenbildern erkennt und markiert. Geplant ist, das Portfolio auf CT- und Mammografie-Aufnahmen auszuweiten. Gleamer ist bereits heute vielfach ausgezeichneter europäischer Anbieter in der KI-gestützten Radiologie. Die Technologie ist bereits bei mehr als 650 Institutionen im Einsatz, die über eine Million medizinische Untersuchungen monatlich mit der Software durchführen. Künstliche Intelligenz unterstützt hier Ärztinnen und Ärzte und kann Arbeitsabläufe sichern und beschleunigen.

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Das deutsche Start-up hema.to hat eine KI-gestützte Software entwickelt, um die Geschwindigkeit und die Genauigkeit von Blutkrebsdiagnosen zu erhöhen. Denn die klinische Analyse von Blutproben – die sogenannte Durchflusszytometrie – ist auch für ausgebildete Fachkräfte ein aufwendiger Prozess mit einem hohen Grad an Subjektivität. Hema.to ermöglicht es medizinischen Laboren, den Aufwand für manuelle Tätigkeiten zu reduzieren und Analysen zu standardisieren, um die Diagnostik auch über Labore hinweg vergleichbar zu machen. Ärztinnen und Ärzte erhalten durch hema.to neue Erkenntnisse, um die Behandlung an das individuelle Immunsystem ihrer Patientinnen und Patienten anzupassen.

hema.to

Mehr über die Heal-Capital-Portfoliounternehmen sowie den Innovationsrat erfahren Sie in den Interviews unserer You-Tube-Playlist.

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