Wie lässt sich das Rentenniveau stabilisieren, ohne Jüngere durch den demografischen Alterungsprozess zu belasten? Mit dieser Frage beschäftigt sich Prof. Dr. Martin Werding, Mitglied im Sachverständigenrat für Wirtschaft.
Herr Professor Werding: Das „Rentenpaket“ schreibt das Rentenniveau bis 2031 auf 48 Prozent fest, Was bedeutet das für die heutigen Beitragszahlenden?
Wenn wir diesen Weg gehen, dann bedeutet das auf jeden Fall eine zusätzliche Belastung für alle Jüngeren. Finanziert werden soll das momentan aus Steuern. Ich sehe nicht, wo wir die übrig hätten. Das heißt, wenn es zu einer Beitragsfinanzierung kommt, ist völlig klar: Die jungen Beitragszahlerinnen und Beitragszahler werden belastet.
Was halten Sie von dem Argument, von der Stabilisierung des Rentenniveaus profitieren auch die Jungen, weil sie später auch eine höhere Rente erhalten?
Das Argument, dass Jüngere auch etwas davon haben, weil sie später eine höhere Rente bekämen, ist komplett falsch. Sie zahlen ja zunächst höhere Beiträge in ein Umlagesystem ein. Wenn sie stattdessen dieselben Mittel in eine gut gemachte kapitalgedeckte Vorsorge stecken würden, hätten sie viel mehr davon. Und im Grunde ist das genau der Weg, den wir gehen müssen im demografischen Alterungsprozess, diese Umschichtung von Umlagefinanzierung zu Kapitaldeckung.
Was empfehlen Sie, um die Rentenversicherung zu reformieren?
Wir werden aller Voraussicht nach immer älter. Das bedeutet, wir müssen auch die Regelaltersgrenze weiter anpassen, und zwar relativ moderat - eigentlich nur zwei Drittel der steigenden Lebenserwartung. Das ist in etwa ein halbes Jahr, alle zehn Jahre. Und ja, wir müssen das Umlagerentenniveau dämpfen, um mehr Mittel freizumachen bei den Jüngeren für ergänzende Vorsorge. Da gibt es verschiedene Wege. Der Nachhaltigkeitsfaktor ist der bisherige, aber dazu gibt es Alternativen. Das muss verhandelt werden.