Meldung 24. Mai 2022

Um im Pflegefall ausreichend abgesichert zu sein, ist eigenverantwortliche Vorsorge nötig. Wie viel diese kostet und worauf bei der Wahl einer Zusatzversicherung zu achten ist, war jetzt Thema eines Online-Fachgesprächs.

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Die Online-Veranstaltung im Video

Constantin Papaspyratos, Chefökonom beim Bund der Versicherten (BdV), macht eine interessante Beobachtung: An die Altersversorgung denken viele Verbraucher. Sie sorgen privat vor, um die drohende Lücke zwischen den Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung und persönlichem Bedarf im Alter zu schließen. Dass die Versorgung bei Pflegebedürftigkeit einen großen Teil der Kosten im Alter ausmachen kann, beachten dagegen weit weniger Menschen. „Dabei nimmt die Pflegelücke oft erhebliche Dimensionen an“, gibt Papaspyratos zu bedenken. Grund genug, sich näher damit zu beschäftigen.

Einen Einstieg in das Thema bot die Online-Fachveranstaltung „Ratschläge für die persönliche Pflegereform“, bei der neben Constantin Papaspyratos Abdulkadir Cebi, Bereichsleiter der Rating-Agentur Assekurata sowie PKV-Geschäftsführer Dr. Timm Genett die politischen Hintergründe sowie konkrete Optionen der Pflege-Absicherung erläuterten.

Eine Pflegevollversicherung ist möglich – mit privater Zusatzvorsorge

Die viel zitierte Pflegelücke meint die Differenz zwischen den bei Pflegebedürftigkeit anfallenden Kosten – etwa für einen ambulanten Pflegedienst oder eine stationäre Unterbringung – und den Leistungen der sozialen oder privaten Pflegepflichtversicherung. Denn sowohl die SPV als auch die PPV erstatten lediglich einen Teil der Pflegekosten. Und die können in beachtliche Höhen steigen: Bei Unterbringung im Pflegeheim müssen Pflegebedürftige laut aktueller Daten im Bundesdurchschnitt mehr als 2.000 Euro pro Monat selbst zahlen.

Die gute Nachricht überbrachte PKV-Geschäftsführer Dr. Timm Genett zu Beginn der Veranstaltung: Eine Pflegevollversicherung ist möglich – mit privater Zusatzvorsorge. Denn mit einer Ausweitung der Leistungen durch den Gesetzgeber sei angesichts des wachsenden strukturellen Defizits der sozialen Pflegeversicherung und der weiteren politischen Herausforderungen im Bereich Digitalisierung, Klima oder Verteidigung eher nicht zu rechnen.

Kosten für die Vollabsicherung liegen im bezahlbaren Rahmen

„Der Handlungsbedarf im Bereich der Pflegeversorgung steigt“, stellte Assekurata-Bereichsleiter Abdulkadir Cebi fest: „Schließlich müssen immer weniger Beitragszahler immer mehr Pflegebedürftige finanzieren.“ Dass diese Erkenntnis noch nicht überall angekommen ist, zeigen aktuelle Zahlen: Bislang verfügen nur rund 4,5 Millionen Menschen über eine private Pflegezusatzversicherung, die meisten von ihnen über eine Pflegetagegeldversicherung.

Auch für BdV-Chefökonom Constantin Papaspyratos sind Pflegetagegeldversicherungen das Mittel der Wahl. Abhängig vom Pflegegrad erhalten Versicherte einen individuell festgelegten Betrag ausgezahlt, über den sie frei verfügen können. Dass sich die Kosten für diese Absicherung in einem bezahlbaren Rahmen bewegen, zeigte Abdulkadir Cebi: Mit 49 Euro monatlich könnte eine heute 35-jährige Person laut Assekurata-Marktanalyse die volle Pflegelücke schließen. Mit höherem Einstiegsalter steigen die Beiträge.

Private Zusatzversicherung als Säule für Neuen Generationenvertrag

Bei der Wahl einer entsprechenden Police rät Constantin Papaspyratos, insbesondere auf drei Merkmale zu achten: Die Versicherung sollte lebenslang laufen und keine Leistungsauslöser von Pflegebedürftigkeit ausschließen. Die Versicherung sollte immer dann leisten, wenn auch die soziale bzw. private Pflegepflichtversicherung leistet.

Die private Zusatzvorsorge für Pflegebedürftigkeit ist eine Säule des PKV-Konzepts eines neuen Generationenvertrags für die Pflege. Um die Pflege in unserer alternden Gesellschaft dauerhaft zu sichern, sollten Jüngere beim Aufbau einer privaten Vorsorge unterstützt und die Leistungen der sozialen bzw. privaten Pflegepflichtversicherung für Ältere regelmäßig dynamisiert werden.

Um Angebote und Entwicklungsperspektiven der betrieblichen Pflegeversicherung geht es bei unserem kommenden Fachgespräch am 15. Juni um 11 Uhr mit Andrea Pichottka von der IG BCE und Wiltrud Pekarek, Vorständin der Halleschen Krankenversicherung. Zur Anmeldung