Meldung 01. Februar 2024

Auf dem Pflegegipfel 2024 wurden die Unterschiede in den Konzepten von Regierungsparteien und Union deutlich – aber auch eine parteiübergreifende Sympathie für betriebliche Lösungen.

Maria Klein-Schmeink, Heike Baehrens, Moderatorin Christina Betz, Tino Sorge und Christine Aschenberg-Dugnus (v.l.n.r.)

Irgendwann platzte es aus Tino Sorge förmlich heraus: „Ich habe noch genug DDR-Zeit mitbekommen, um zu wissen, dass Einheitssysteme nicht funktionieren“, so der gesundheitspolitische Sprecher der Unions-Fraktion im Deutschen Bundestag. Spätestens da war in der kurzweiligen Diskussion darüber, wie Pflege in unserer alternden Gesellschaft bezahlbar bleiben kann, klar: Hier trennt die Sitzordnung nicht das Regierungs- vom Oppositionslager, sondern die Anhänger von Einheitsversicherung und ausgeweiteter Umlage von den Befürwortern einer nachhaltigen Finanzierung und mehr Eigenverantwortung. 

Vor dem CDU-Politiker Sorge hatten nämlich sowohl Heike Baehrens, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, als auch Maria Klein-Schmeink, die stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion B’90/Die Grünen, aus der Finanzierungs- kurzerhand eine Systemfrage gemacht: Beide plädierten dafür, das bewährte Nebeneinander von privat und gesetzlich Versicherten zugunsten einer Pflege-Einheitsversicherung aufzulösen. Wenn alle in das gleiche System einzahlen, so ihre These, sei das gerechter. Dass es dadurch aber nicht viel stabiler würde, räumten die Politikerinnen indirekt auch ein: Durch ihre Forderung nach anwachsenden Steuerzuschüssen und die Einschätzung, dass die Beitragssätze zur Pflegeversicherung ebenfalls weiter steigen würden.  

Fürsprecher der Eigenverantwortung

Dass man die Pflegefinanzierung im demografischen Wandel nicht allein im Umlageverfahren und mit Steuergeld sichern könne, machte Christine Aschenberg-Dugnus, parlamentarische Geschäftsführerin der FDP-Bundestagsfraktion, deutlich: „Mehr Steuerfinanzierung heißt in Zeiten knapper Haushalte mehr Schuldenfinanzierung.“  Sie plädierte deshalb für eine ergänzende private Zusatzvorsorge. Wenn die Menschen schon heute mit hunderten von Euro im Jahr persönliche Lebensrisiken wie Haftpflicht, Hausrat und so weiter absicherten, dann könne man sie auch für die Pflegevorsorge gewinnen. 

Für mich ist wichtig, dass wir die Zukunft der Pflegeversicherung auch generationengerecht gestalten.

Christine Aschenberg-Dugnus

Als Vertreterin einer „Ampel“-Partei im Bündnis mit den beiden anderen Damen, machte Aschenberg-Dugnus damit deutlich, dass sie in punkto Pflegefinanzierung tendenziell eher bei der Union ist. Für die hatte Tino Sorge hervorgehoben, dass der Einstieg in die private Zusatzvorsorge in jungen Jahren besonders günstig ist. Und wem das immer noch zu viel sei, dem könne der Staat ja helfen, so Sorge mit Blick auf Baehrens und Klein-Schmeinck: „Sie stellen immer die in den Mittelpunkt, die sich etwas nicht leisten können. Damit lassen wir dann aber auch alle die außen vor, die für sich selbst sorgen können.“ 

Eine Pflegereform muss die Probleme ehrlich in den Blickpunkt nehmen und die Pflegeversicherung auf eine breitere Grundlage stellen.

Tino Sorge

Sympathie für betriebliche Lösungen

Während die Meinungen über die richtige Balance zwischen Beitrags- und Steuerfinanzierung sowie privater Zusatzvorsorge also stark auseinandergingen, war sich die Runde zumindest bei einem Thema einig: Die betriebliche Pflegezusatzvorsorge, so wie beispielsweise schon für hunderttausende Beschäftigte in der Chemieindustrie vereinbart, sei eine gute Ergänzung: „Klasse, dass es möglich ist, solche Regelungen in Tarifverträgen zu verankern“, so die SPD-Parlamentarierin Heike Baehrens.