Meldung 17. Oktober 2025

Auf Einladung der Initiative generationengerechte Pflege und des IGES Instituts diskutierten Experten am 16.10.2025 in Berlin, wie mehr Prävention in der Pflege gelingen kann.

Die Pflege ist in unserer alternden Gesellschaft längst ein gesellschaftlicher und politischer Dauerbrenner: Themen wie der Personalmangel in der Pflege und ständig steigende Zuzahlungen prägen die Debatte. Dabei dürfte die größte Herausforderung jedoch noch bevorstehen, wenn in den kommenden Jahrzehnten die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer ins besonders pflegebedürftige Alter kommen und die Zahl der Pflegebedürftigen auf Rekordhöhe steigen dürfte.

Wenn Pflege auch in Zukunft noch machbar und finanzierbar bleiben soll, muss es deutlich besser als bisher gelingen, Gesundheit im hohen Alter möglichst lange zu erhalten und Pflegebedürftigkeit zu vermeiden oder hinauszuzögern – um so die Versorgungslasten zu verringern. Der Schlüssel hierzu ist mehr Prävention. Trotz vielversprechender, auch gesetzlicher, Impulse kommt davon aber noch viel zu wenig in der Praxis an. 

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Impulse für eine präventive Neuausrichtung

Welche Hürden dafür verantwortlich sind, war gestern eines der Themen eines Fachforums, zu dem die Initiative generationengerechte Pflege und das IGES Institut eingeladen hatten.

Dazu stellte Dr. Grit Braeseke, Bereichsleiterin Pflege beim IGES Institut, auf der Veranstaltung ein neues Impulspapier vor. Dieses fordert einen grundlegenden Wandel in der Präventionsorientierung: weg von verrichtungsbezogenen hin zu personenzentrierten Ansätzen, die Selbstständigkeit und Fähigkeiten von Pflegebedürftigen fördern und erhalten. Dafür müssten die Landesrahmenverträge zur ambulanten Pflege von der Selbstverwaltung überarbeitet werden. Zudem sollten laut Papier Personen, die bei der Begutachtung keinen oder nur Pflegegrad 1 erhalten, systematisch über Präventionsangebote informiert und bei deren Nutzung begleitet werden.

Maria Becker, Leiterin Unterabteilung 42 „Pflegestärkung" im Bundesgesundheitsministerium, berichtete, dass das Ministerium Maßnahmen zur Qualifizierung von Pflegekräften gestartet hat. Diese müssten jedoch durch Prävention und Förderung eines gesunden Lebensstils ergänzt werden, insbesondere beim Übergang in den Ruhestand. Wichtig sei, nicht nur beim Verhalten, sondern auch bei den Lebensverhältnissen der Menschen anzusetzen – etwa durch eine mögliche Weiterentwicklung des Präventionsgesetzes.

v.l.n.r.: Frank Schlerfer (Careproof), Maria Becker (Bundesministerium für Gesundheit), Dr. Grit Braeseke (IGES Institut), Stephan Riedl (PKV-Verband), Thomas Eisenreich (Home Instead) und Christina Betz (Moderatorin)

Bestehende Ansätze für Prävention stärken

Weitere Denkanstöße zu Prävention im Kontext der Pflegebedürftigkeit kamen von Stephan Riedl, Referent Prävention beim PKV-Verband. Er warb dafür, den Fokus auch auf das zu richten, was möglich ist oder wäre. Also bestehende präventiv und gesundheitsförderlich ausgerichtete Leistungen und deren Schnittstellen zu stärken. Hierfür teilte er konkrete Handlungsempfehlungen und verwies zudem auf das Präventionsengagement der PKV.

Frank Schlerfer, Geschäftsführer von Careproof, dem Prüfdienst der PKV, gab ergänzend Einblicke, wie Prävention und Qualitätsprüfungen heute zusammenspielen. Er hob dabei besonders die positive Rolle der persönlichen Motivation von Pflegenden für die Umsetzung von Präventionsmaßnahmen in der Praxis hervor. Insgesamt wünschte er sich aber mehr Anreize für Prävention in Pflegeeinrichtungen.

In der abschließenden Diskussion zeigte sich: Alle Beteiligten waren sich einig, dass Prävention in der Pflege künftig einen deutlich höheren Stellenwert erhalten muss – nicht zuletzt angesichts knapper werdender Ressourcen. Entscheidend sei dabei, möglichst früh anzusetzen, um Selbstständigkeit und Teilhabe langfristig zu fördern und Pflegebedürftigkeit hinauszuzögern oder ganz zu vermeiden. Die Veranstaltung machte deutlich: Der politische und fachliche Wille ist vorhanden – nun gilt es, die vorhandenen Ansätze konsequent in die Praxis zu bringen.