Meldung 27. Juni 2023

Angesichts zunehmender Personalknappheit in der Pflege hat die „Initiative für eine nachhaltige und generationengerechte Pflegereform“ Leitplanken zur Vermeidung eines Pflegenotstandes vorgestellt. Große Bedeutung kommt dabei der Prävention zu.

„Es geht darum, Fähigkeiten zu erhalten, die eine Selbstversorgung auch im hohen Alter ermöglichen“, sagte Thomas Eisenreich vom Bundesverband der Betreuungsdienste (BBD) bei einem Pressefachgespräch des Bündnisses in Berlin. Als Beispiele für vorbeugende Maßnahmen nannte er die Vermeidung von Einsamkeit und die Motivation zu mehr Bewegung und einer gesünderen Ernährung.

Adelheid Kuhlmey, Direktorin des Instituts für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaften an der Charité, hob weitere Punkte hervor, mit denen sich Pflegebedürftigkeit verhindern oder zumindest aufschieben lasse: So könne man die Potenziale älterer Menschen bereits ab Renteneintritt fördern und stärker nutzen. Grundsätzlich müsse bei Seniorinnen und Senioren die Medikamentengabe überprüft und auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.

Zigtausende Fachkräfte fehlen – Tendenz steigend

Die Initiative, der auch der Verband der Privaten Krankenversicherung angehört, setzt sich zudem für eine Steigerung der Attraktivität von Pflegeberufen und die Entlastung der Pflegenden von bürokratischen Aufgaben ein. Nach einer heute vorgelegten Berechnung des Bündnisses werden in Pflegeeinrichtungen bis 2030 bundesweit voraussichtlich 130.000 Pflegekräfte zusätzlich benötigt. Bis 2040 wären es bis zu 250.000 Fachkräfte. Das entspricht nach aktueller Lage rund 99.000 (2030) und 190.000 (2040) Vollzeitstellen. BILD 2

Allein auf die Zuwanderung von Pflegekräften zu hoffen, reicht nach Auffassung der Vertreter der Initiative nicht aus. Auch die in Deutschland möglichen Potenziale müssten dringend genutzt werden, etwa durch einen effizienteren Einsatz von Personalressourcen und flexiblere Personalvorgaben und -aufgaben. Thomas Knieling vom Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe unterstrich die Bedeutung dieser Empfehlungen: Ohne diese Maßnahmen sei zukünftig eine „bundesweite Pflege auch in der Fläche“ nicht mehr für jeden zu garantieren.

Die Politik ist gefragt

Diese Botschaft müsse nun auch dringend vom Gesetzgeber aufgegriffen werden, so Isabell Halletz vom Arbeitgeberverband Pflege: „So viele Pflegereformen es auch schon gab, so wenig ist das Problem des Fachkräftemangels wirklich angekommen in der Politik.“ Die heute vorgelegten Prognosen und die Leitlinien des Bündnisses werden das hoffentlich ändern. YouTube-Aufzeichnung

Die Initiative für eine nachhaltige und generationengerechte Pflegereform wurde 2020 gegründet. Sie setzt sich für eine grundlegende Strukturreform ein, um die Soziale Pflegeversicherung (SPV) demografiefest finanzieren zu können, ohne dass Jüngere die steigenden Kosten allein tragen müssen. An dem Bündnis beteiligen sich der Arbeitgeberverband Pflege (AGVP), der Bundesverband der Betreuungsdienste (BBD), die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), die Denkschmiede Gesundheit, die Verbände der Familienunternehmer und der Jungen Unternehmer sowie der Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe (VDAB), der CDU-Wirtschaftsrat und der PKV-Verband.