Meldung 23. September 2025

Pflegehilfsmittel und Verbesserungen im Wohnumfeld helfen Pflegebedürftigen, möglichst lange zu Hause wohnen bleiben zu können. Neue Daten zeigen, dass sie gerade in Pflegegrad 1 genutzt werden. Statt pauschaler Geldzahlungen sollten solch konkrete Hilfen und Präventionsangebote ausgebaut werden.

Die Pflegebegutachtung für Privatversicherte führt das Unternehmen Medicproof durch. Zur Aufgabe der Gutachter gehört auch, Stellungnahmen zu Pflegehilfsmitteln (PHM) und wohnumfeldverbessernden Maßnahmen (wuvM) abzugeben. Darin beurteilen sie, ob hierfür eine Notwendigkeit vorliegt. Eine nun veröffentlichte Auswertung zeigt unter anderem, dass im Pflegegrad 1über 80 Prozent der bewerteten Hilfsmittel im Erstgutachten als notwendig erachtet wurden. In diesem Pflegegrad ging es dabei vor allem um PHM, die die Eigenständigkeit in der eigenen Häuslichkeit unterstützen - etwa Rollatoren, Hausnotrufsysteme oder Duschhocker. Bei den wuvM erhielt in Pflegegrad 1 und 2 ein Haltegriff zur Installation im Badezimmer die höchste Empfehlungsquote bei der Erstbegutachtung – also eine recht einfache Maßnahme, um den Aufenthalt in der eigenen Wohnung möglichst lange zu gewährleisten.

Wichtig für das Ziel: ambulant vor stationär

Für Franziska Kuhlmann, Geschäftsführerin von Medicproof, sind diese recht einfachen Mittel ein entscheidender Punkt, um die Selbstständigkeit im Pflegefall möglichst lange zu erhalten: „Um das Ziel ‚ambulant vor stationär‘ in der Pflege erreichen zu können, sind diese unterstützenden Maßnahmen wichtig. So kann dem Wunsch der meisten Pflegebedürftigen, so lange wie möglich in der eigenen Häuslichkeit zu bleiben, entsprochen werden.“

Zum gleichen Schluss kommt Anne Kristina Vieweg, Geschäftsführerin und Leiterin des Geschäftsbereiches Pflege im PKV-Verband: „Die Daten von Medicproof zeigen, wie wichtig es ist, die Leistungen des Pflegegrads 1 zu überprüfen und sie konsequent auf Prävention auszurichten. Denn schon heute tragen Änderungen im Wohnumfeld zu mehr Selbstständigkeit der Pflegebedürftigen bei. Dasselbe gilt für Pflegehilfsmittel. Solche präventiven Angebote der Pflegeversicherung, zu denen auch Pflegeberatungen oder Pflegekurse gehören, sind sinnvoll und hilfreich und sollten daher nicht unterschätzt werden. So kann eine kostenintensive stationäre Pflege möglichst lange hinausgezögert werden.“

In der Debatte über eine zukunftsfeste Pflegeversicherung ist eine Ausrichtung des Pflegegrades 1 auf Prävention eine Forderung aus dem 10-Punkte-Plan des PKV-Verbands für eine tragfähige Reform. Dazu Anne Kristina Vieweg: „Würden parallel andere, nicht ausschließlich auf Prävention ausgerichtete Ansprüche im Pflegegrad 1 wie der Entlastungsbetrag oder der Zuschuss bei vollstationärer Pflege entfallen, könnten im Gegenzug 1,2 Milliarden Euro pro Jahr eingespart werden. Diese könnten stattdessen für die Stärkung präventiver Ansätze zur Vermeidung und Verzögerung von Pflegebedürftigkeit genutzt werden.“

Zur Auswertung von Medicproof