Meldung 28. Juni 2023

Zur Kür der Landessieger bei „Deutschlands beliebteste Pflegeprofis“ haben sich die ersten Gesundheitsminister angekündigt. Je mehr Wertschätzung der Pflegeberuf erfahre, desto besser, findet Claudia Moll, Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung und Schirmherrin des Wettbewerbs im Interview.

Schirmherrin Claudia Moll und PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther auf dem Fest der Pflegeprofis 2022.

Frau Moll, Sie selbst sind gelernte Altenpflegerin. Wie kam es dazu, dass Sie in die Politik gegangen sind?

Ich habe immer davon geträumt und dafür gekämpft, in der Pflege etwas verändern zu können. Politisch engagiert war ich schon immer, insbesondere auf kommunaler Ebene.

Im Laufe meiner Arbeitsjahre in der Pflege ist mir klargeworden, dass sich etwas verändern muss. Damals stand Pflege auf der politischen Agenda nicht weit oben. Das wollte ich ändern und habe für den Bundestag kandidiert. Dass ich mich als Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung meinem Herzensthema widmen darf, freut mich natürlich ganz besonders.

Welche sind die zentralen Herausforderungen, die in der Pflege angepackt werden müssen? Wie sehen Sie Ihre Rolle dabei?

Ich habe in meiner Arbeit grundsätzlich drei Schwerpunkte: die Pflegebedürftigen, die pflegenden Angehörigen und die professionelle Pflege. Sie hängen natürlich miteinander zusammen, sind aber auch mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert, die wir angehen müssen. Und das tun wir auch.

Ganz oben auf der Agenda stehen die pflegebedürftigen Menschen selbst, also ihre Belange noch mehr in den Mittelpunkt des Pflege- und Gesundheitssystems zu stellen, ihre Selbstbestimmung zu wahren und sie angemessen im Pflegesystem zu beteiligen. Auch die Entlastung und Stärkung der pflegenden Angehörigen ist für mich ein wichtiges Thema.

Neben Fragen zur Finanzierung steht aber auch der große Fachkräftemangel im Raum. Die Pflege konkurriert längst mit anderen Branchen um angehende Fachkräfte. Ein wichtiger Schlüssel sind hierbei die Arbeitsbedingungen. Da hat die Politik bereits vieles getan, wie beispielsweise die Verpflichtung der Einrichtungen nach Tarif zu zahlen oder die Einführung von Personalbemessungsinstrumenten. Auch die Einführung der neuen Pflegeausbildung war wichtig, um den Beruf noch moderner und attraktiver zu machen. Mein Projekt „GAP“ – Gute Arbeitsbedingungen in der Pflege – unterstützt zudem Pflegeeinrichtungen dabei, vor Ort gute Arbeitsbedingungen umzusetzen. Es liegt aber wesentlich auch an den Einrichtungen selbst, für eine angenehme und mitarbeiterfreundliche Arbeitsatmosphäre zu sorgen.

Sie sind Schirmherrin von „Deutschlands beliebteste Pflegeprofis“. Warum unterstützen Sie den Wettbewerb?

Wettbewerbe wie dieser machen die größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen noch sichtbarer und zeigen, wie viele engagierte Menschen darin arbeiten. Diese zu ehren und auszuzeichnen ist eine tolle Sache. Damit stärken wir natürlich auch das Image des Berufes, machen ihn attraktiver und können hoffentlich auch ein Stück weit dazu beitragen, dass sich mehr Menschen für diesen Beruf entscheiden.

Warum brauchen die Pflegekräfte mehr öffentliche Wertschätzung?

Weil Pflege ein anspruchsvoller Job ist, den wahrhaftig nicht jeder ausüben kann. Neben Empathie und Interesse am Menschen braucht es insbesondere ein hohes Fachwissen und die Bereitschaft, dieses im Laufe des Berufslebens immer wieder zu aktualisieren und zu hinterfragen. Pflegekräfte arbeiten rund um die Uhr, wie auch andere Berufsgruppen. Sie müssen sich aber immer wieder auf ganz individuelle Menschen und Umstände einstellen – und das unter oft nicht ganz einfachen Rahmenbedingungen. Pflege leistet einen enorm wichtigen und eigenständigen Beitrag in unserem Gesundheitssystem.

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Das Interview mit Frau Moll ist zuerst im PKV-Rechenschaftsbericht 2023 erschienen.