Meldung 05. Februar 2024

Die deutsche Wirtschaft klagt branchenübergreifend über Personalmangel – zunehmend auch in sozialen Bereichen wie Pflege, Gesundheit und Erziehung. Immer mehr Arbeitgeber nutzen daher die Möglichkeiten der betrieblichen Krankenversicherung, um für Beschäftigte attraktiver zu werden.

Es klingt paradox: Obwohl in Deutschland Rekordbeschäftigung herrscht, beklagen Unternehmen über alle Branchen hinweg einen sich verschärfenden Personalmangel. So schreibt etwa das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in seinem Forschungsbericht 15/2023: 

„Die Schwierigkeiten bei der Deckung des aktuellen Fachkräftebedarfs und der Fachkräftesicherung von morgen haben weiter zugenommen. Die Nichtbesetzungsquote der angebotenen Fachkräftestellen ist auf ein Rekordniveau gestiegen […]. Daher überrascht es wenig, dass drei Fünftel der west- und ostdeutschen Betriebe in den kommenden zwei Jahren Schwierigkeiten bei der Deckung des Fachkräftebedarfs erwarteten.“ Damit bestätigt das IAB einen Trend, den zuvor unter anderem die Deutsche Industrie und Handelskammer in einer Umfrage ermittelt hatte. 

Zu wenig Personal in Gesundheit, Pflege und Erziehung

Beim Thema Fachkräftemangels liegt der Fokus der Aufmerksamkeit bisher häufig auf dem Industriesektor. Nun kommt eine neue Qualität in die Diskussion. Denn es mangelt nicht nur an Ingenieuren oder IT-Spezialisten, sondern zunehmend auch an Menschen in personalintensiven Dienstleistungen – etwa in Pflege, Gesundheit und Erziehung. Und die Situation wird sich eher verschärfen. So hat das Statistische Bundesamt im Januar 2024 prognostiziert, dass in Deutschland bis zum Jahr 2049 zwischen 280.000 und 690.000 Pflegekräfte fehlen werden. Ein Grund hierfür ist die Alterung der Bevölkerung: „Der demografische Wandel wirkt somit im Bereich der Pflege sowohl beim Angebot an Arbeitskräften als auch beim Versorgungsbedarf“, schreibt das Amt. 

Ein anderer Faktor sind die oft ungünstigen Arbeitsbedingungen: „Gerade Tätigkeiten mit engem Personenkontakt müssen in Präsenz erfolgen und erfordern häufig Schicht- und Wochenendarbeit“, konstatiert das IAB im Januar 2024. „Wer Versorgungssicherheit bei steigender Teilzeittätigkeit und historisch vergleichsweise hohen Krankenständen garantieren will, muss zwingend zusätzliche Beschäftigte für die entsprechenden Tätigkeiten gewinnen.“

Damit dies gelingt, müssen die Rahmenbedingungen gerade in der Pflege nachhaltig und dauerhaft verbessert werden. Wie das erreicht werden kann, ist schon längst Gegenstand der politischen Debatte. Ungeachtet dessen verbessern immer mehr Arbeitgeber ihre Attraktivität für Angestellte in Eigenregie. Ein wichtiger Baustein dazu ist die betriebliche Krankenversicherung (bKV).

Bettina Belkner aus dem Vorstand des Kreisverbands Muldental des Deutschen Roten Kreuzes hat das schon vor Jahren erkannt: „Wir wissen genau: Wer sich bei uns bewirbt, hat auch noch andere Bewerbungsgespräche. Deswegen ist es wichtig, den Unterschied zu finden, mit dem wir uns von unseren Mitbewerbern unterscheiden.“ Dazu zählt für sie die betriebliche Krankenversicherung: „Der Mehrwert ist nicht in Geld auszudrücken“, sagt sie. So sehen es übrigens auch viele Arbeitnehmer: Laut einer Umfrage vom November 2023 wäre für fast die Hälfte der Beschäftigten eine bKV wertvoller als andere Zusatzleistungen wie etwa ein Diensthandy oder Tickets für den Nahverkehr. Bettina Belkner sieht indes noch weitere Vorteile:  Corona und die Folgen des Krieges in der Ukraine hätten für ihre Beschäftigten eine nie dagewesene Arbeitsbelastung mit sich gebracht. Und die Gesundheit stärke nicht nur die Arbeitskraft, sondern mache die Mitarbeiter auch für die Freizeit fit. „Und die ist als Ausgleich wichtig, damit sie in ihrer wichtigen Arbeit im Dienst am Menschen ihren Mann und ihre Frau stehen können.“

2 Millionen Beschäftigte profitieren von der bKV

So denken mittlerweile immer mehr Arbeitgeber. Ende 2023 boten 36.900 Betriebe ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern diese Form der Zusatzkrankenversicherung an. Ein Plus von einem Drittel gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der Beschäftigen, die von einer bKV profitieren, stieg um knapp 12 Prozent auf fast 2 Millionen. Dass der relative Zuwachs der Unternehmenszahlen dabei stärker ausfiel als die Zahl der Beschäftigten zeigt, dass zunehmend auch Betriebe mit weniger Beschäftigten die bKV nutzen. Dazu gehört etwa die Kindertagesstätte 1-2-3 Käsehoch in Duisburg. 

Deren Gründer Susanne und Michal Herzog haben die Vorteile einer betrieblichen Krankenversicherung ebenfalls früh erkannt und sehen sie als „Stärke von uns an, mit der wir uns von den Mitbewerbern abheben. Gerade in den sozialen Berufen scheinen wir da noch eine Ausnahme zu sein.“ Ihre Beschäftigen haben im Falle eines Krankenhausaufenthalts Anspruch auf Chefarztbehandlung und Unterbringung im Zweibettzimmer. Das Fazit von Michael Herzog: Wenn den Mitarbeitern wirklich mal etwas passiert, ist es für uns wichtig zu wissen, dass sie vernünftig behandelt werden und sich vielleicht in einem Zweibettzimmer schneller erholen können als in einem Vier- oder Sechsbettzimmer. Insofern rechnet es sich für uns auf jeden Fall.“

Für PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther ist der Trend in der bKV auch ein Beleg dafür, dass die Wirtschaft ganz ohne gesetzliche Vorschriften oder Regulierungen Vereinbarungen treffen können, die Vorteile für alle bringen: „Das wachsende Interesse an der bKV zeigt, dass Unternehmen und Belegschaften auch in Krisenzeiten in Eigeninitiative Lösungsmöglichkeiten für zusätzliche Absicherungen finden.“