Im Mittepunkt einer Fachdiskussion zum Thema stand die Frage, wie die Soziale Pflegeversicherung angesichts des demografischen Wandels zukünftig generationengerecht finanziert werden kann. Erst kürzlich hatte Prof. Martin Werding, Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, berechnet, dass der Gesamt-Beitragssatz zur Sozialversicherung ohne Reformen bis 2035 auf mindestens 47,5 Prozent steigen wird. Auf dem Kommunalkongress sagte Werding dazu: „Steigende Beiträge belasten nicht nur junge Generationen, sondern sind auch eine starke Belastung für Arbeitgeber und die Wirtschaft insgesamt.“ Mit Blick auf eine mögliche Diskussion über eine Pflegevollversicherung sagte er: „Unter den Bedingungen der heutigen Kassensituation ist das nicht vorstellbar“.
Eva Maria Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbands, argumentiert in dieselbe Richtung: „Es ist generationenungerecht, die Babyboomer mit einer Pflegevollversicherung auszustatten.“ Der ehemalige Generalsekretär des Caritasverbands, Prof. Georg Cremer, ergänzte: „Ich wende mich ausdrücklich gegen die Forderung nach der Pflegevollversicherung.“ Von einer solchen würden auch Menschen profitieren, die sich die Pflege eigentlich leisten könnten. Daher betonte er: „Vermögensschutz ist keine Aufgabe des Sozialstaats.“ Für ihn ist klar: „Ohne Eigenverantwortung ist kein Sozialstaat zu machen“.
Einen Weg, wie mit mehr Eigenverantwortung der Beitragssatz in der Sozialen Pflegeversicherung gesenkt werden kann, zeigte Timm Genett, Geschäftsführer Politik im PKV-Verband, auf. Er präsentierte den „Neuen Generationenvertrag für die Pflege". Das Konzept setzt darauf, das derzeitige Leistungsniveau in der Pflege festzuschreiben und künftig stärker auf private Vorsorge zu setzen. Damit könne der Beitragssatz langfristig spürbar gesenkt werden. Genett: „Der Neue Generationenvertrag lohnt sich gerade für die junge Generation. Denn damit erhalten junge Menschen eine Vollversicherung, die günstiger ist als die heutigen Eigenanteile im Heim.“