Meldung 17. Januar 2023

Der Verband der Privaten Krankenversicherung hat den PKV-Zahlenüberblick 2021 veröffentlicht. Wie sich die Branche im zweiten Pandemiejahr aus geschäftlicher Perspektive entwickelt hat, erläutert Verbandsdirektor Florian Reuther im Interview.

Herr Reuther, 2021 stand noch ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Wie ist es der Privaten Krankenversicherung im zweiten Krisenjahr ergangen?

Die Private Krankenversicherung hat sich 2021 erneut als Stütze der gesundheitlichen Versorgung in Deutschland bewährt. Insgesamt haben wir mehr als 2,8 Milliarden Euro als Pandemie-bedingte Zusatzleistungen an Arztpraxen, Pflegeeinrichtungen, Apotheken, Zahnärzte, Krankenhäuser und für Corona-Tests bereitgestellt. Damit haben wir uns sogar überproportional an den Kosten beteiligt.

Wie bewerten Sie das Jahr aus geschäftlicher Perspektive?

Insgesamt blicken wir auf ein Jahr zurück, das sich trotz der Krise vor allem durch Stabilität auszeichnet. Die Zahl der Versicherten stieg 2021 von 36,2 Millionen auf 37,2 Millionen Menschen. Damit vertraut beim Thema Gesundheit fast jeder zweite Bundesbürger auf den Schutz der Privaten Krankenvoll- und Zusatzversicherung. Ein starkes Zeichen, das uns selbstbewusst macht und uns verdeutlicht: Die PKV ist nicht nur eine unverzichtbare Säule unseres Gesundheitssystems, sondern auch tief in der Gesellschaft verwurzelt.

Was sagen Sie zu einzelnen Medienberichten, die PKV würde an Attraktivität einbüßen?

Die Fakten zeigen: das Gegenteil ist richtig. Unter dem Strich sind auch 2021 wieder deutlich mehr Menschen von der Gesetzlichen in die Private Krankenversicherung gewechselt als umgekehrt. Zudem ist das Bedürfnis nach einem Schutz über dem Niveau der GKV ungebrochen hoch. Mit 28,5 Millionen Verträgen kletterten die Zusatzversicherungen auf einen neuen Rekordwert. Das gilt auch für die betrieblichen Kranken-und Pflegezusatzversicherung. Mehr als 18.200 Unternehmen bieten inzwischen ihren Angestellten eine betriebliche Absicherung. Davon profitieren bereits über 1,5 Millionen Beschäftigte in ganz Deutschland.

Mit unserem „Neuen Generationenvertrag für die Pflege“ zeigen wir beispielhaft, dass die sozialen Umlagesysteme künftig nur durch mehr private und betriebliche Vorsorge für alle Generationen nachhaltig finanziert werden können.

Die Gesetzliche Krankenversicherung steht vor tiefgreifenden finanziellen Herausforderungen? Wie bewerten Sie die Entwicklung?

Wegen der demografischen Alterung der Gesellschaft steuern die Gesetzliche Krankenversicherung und die Soziale Pflegeversicherung auf gewaltige Finanzprobleme zu. Der bisherige Versuch, die Löcher mit Steuerzuschüssen in Milliardenhöhe zu stopfen, ist keine langfristige Lösung. Unser Anspruch als PKV ist es, stets Teil der Lösung zu sein. Mit unserem „Neuen Generationenvertrag für die Pflege“ zeigen wir beispielhaft, dass die sozialen Umlagesysteme künftig nur durch mehr private und betriebliche Vorsorge für alle Generationen nachhaltig finanziert werden können.

Wie zeigt sich die Rolle der PKV als eine wichtige Säule des Gesundheitssystems in der Praxis?

Die Private Krankenversicherung erstattet frühzeitig neue Diagnose- und Therapieverfahren sowie innovative Arzneimittel. Dadurch kommen sie schneller in die Versorgung und das ist gut für alle. Und die PKV engagiert sich zum Beispiel seit vielen Jahren verstärkt für neue Wege in der medizinischen Prävention. Darüber hinaus treiben wir die Digitalisierung voran. Kurzum: Wir bleiben ein starker Pfeiler, der auch in Krisenzeiten verlässlich dazu beiträgt, dass die Menschen in Deutschland eine stabile und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung erhalten.