Mehrausgaben für Labor- und Strahlendiagnostik: Was ist der Grund?
Meldung19. August 2025
Die Leistungsausgaben steigen sowohl in der Gesetzlichen als auch in der Privaten Krankenversicherung ungewöhnlich stark. Gerade im Bereich der Labor- und Strahlendiagnostik ist die Entwicklung auffällig. Woran liegt das? Eine Spurensuche.
Die Leistungsausgaben der Privaten Krankenversicherung sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Bei Arzneimitteln und Krankenhausleistungen gaben die Versicherer jeweils rund 10 Prozent mehr aus als im Vorjahr, bei der ambulanten Arztbehandlung lag das Plus bei über 8 Prozent. Damit zeigt sich in der PKV das gleiche Phänomen wie in der Gesetzlichen Krankenversicherung. Auch hier entwickeln sich die Ausgaben in dieser Größenordnung.
Neue Daten des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP) zeigen nun, dass es gerade im Bereich der Diagnostik eine auffällige Kostenentwicklung gibt. Bei Laborleistungen etwa nahm das ärztliche Honorarvolumen zwischen 2019 – dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie – und 2023 um 22,4 Prozent zu. Im Bereich der Strahlendiagnostik, Nuklearmedizin, Magnetresonanztomographie (MRT) und Strahlentherapie stieg es im selben Zeitraum um 19,8 Prozent.
Medizinischer Fortschritt verbessert die Versorgung
Für WIP-Institutsleiter Frank Wild hängt beides zusammen: "Bei ärztlichen Untersuchungen sind viele Ergebnisse von Laboruntersuchungen zunächst unspezifisch. Teilweise werden von der Ärztin oder dem Arzt Auffälligkeiten in den Laborwerten entdeckt, von denen vorerst nicht bekannt ist, was dahinter steckt. Zur genauen wird dann nicht selten eine MRT-Untersuchung vorgenommen. Diese Möglichkeit, auffälligen Werten in einer ergänzenden Untersuchung nachzugehen, ist noch nicht lange selbstverständlich. Man darf nicht vergessen, dass dieser zusätzliche Check noch vor 20 Jahren etwas ganz Besonderes war. Mittlerweile ist das MRT eine Standardversorgung und in der breiten Versorgung angekommen.“
Ein stärkeres Gesundheitsbewusstsein ist zunächst eine sehr positive Entwicklung.
Als Beispiel führt Wild neue Tumormarker an, die im Rahmen von Check-ups nach einer Blutentnahme erhoben werden können. Die Untersuchungen werden oft von den Patienten gewünscht oder von Ärztinnen und Ärzten initiiert, um Krebserkrankungen frühzeitig zu erkennen. Das Problem: "Diese Marker sind eigentlich für eine Verlaufskontrolle gedacht. Für eine Erstdiagnose sind die Werte in der Regel zu unspezifisch - oftmals werden in diesem Anwendungsfall falsch-positive Ergebnisse ausgegeben. Die stark verunsicherten Patienten drängen dann auf eine weitere Abklärung. Dazu müssen dann zusätzlich Darm- und Magenspiegelung oder eben eine teure MRT-Untersuchung vorgenommen werden.“
Verändertes Gesundheitsbewusstsein durch Wearables
Das Interesse an einer regelmäßigen und ausführlichen Diagnostik ist auch das Ergebnis eines geänderten Gesundheitsbewusstseins in Teilen der Bevölkerung, so Frank Wild: "Wir beobachten in den sozialen Medien eine regelrechte Fitness- bzw. Langlebigkeitswelle. Das hängt stark mit dem zunehmenden Einsatz von Fitnesstrackern und Smartwatches zusammen.“ Tatsächlich hat sich der weltweite Absatz solcher Wearables seit 2016 weltweit verfünffacht. Allein im Jahr 2023 wurden laut dem Portal Statista rund 507 Millionen Einheiten verkauft, davon knapp 6 Millionen ein Deutschland.
"Ein stärkeres Gesundheitsbewusstsein ist zunächst eine sehr positive Entwicklung“, sagt Frank Wild. Denn schließlich habe das WIP in einer Untersuchung festgestellt, dass sich die meisten Menschen in Deutschland im internationalen Vergleich eher zu ungesund verhalten. Allerdings müsse man bei der sich ausbreitenden Nutzung von Wearables bedenken, dass diese Geräte auch eigentlich harmlose Unregelmäßigkeiten oder Auffälligkeiten der Körperfunktionen zeigen. "Die Betroffenen haben dann vielfach das Interesse, dies von ihrem Arzt oder ihrer Ärztin abklären zu lassen. Und dann landen wir wieder bei einer zusätzlichen Labor- oder Strahlendiagnostik.“
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