Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek spricht im Interview über das Zusammenspiel von Gesetzlicher und Privater Krankenversicherung. Aus seiner Sicht sorgt dieses ergänzende System dafür, dass die Versorgung in Deutschland optimal ausgesteuert ist.
Herr Minister Holetschek, auch jenseits von Corona ist die Gesundheitsversorgung der Menschen ein großes Thema. Welchen Stellenwert hat eine flächendeckende und hochwertige Gesundheitsversorgung für die Bewohnerinnen und Bewohner Bayerns?
Es ist ein ganz zentrales und wichtiges Thema, mit einer Gesundheitsversorgung von hoher Qualität in einem Flächenland unmittelbar für die Menschen da zu sein: angefangen vom Thema Krankenhäuser über die hausärztliche Versorgung und Therapie. Ich glaube, das ist die Herausforderung der Zukunft. Und dafür wollen wir auch die politischen Rahmenbedingungen setzen.
Welche Erfahrungen machen Sie? Wo ist die medizinische Versorgung herausragend gut, wo sehen Sie Engpässe?
Ich denke, wir haben insgesamt ein gutes System. Aber wir sind jetzt in der Pandemie auch an einer Schnittstelle, wo wir nachjustieren und das gute System noch besser machen können. Es geht natürlich auch um die Frage der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum. Wir haben verschiedene Initiativen für die Zukunft der Krankenhäuser ergriffen, auch als Freistaat. Und für mich persönlich ein ganz großes Thema ist die Pflege.
Die Private Krankenversicherung trägt überproportional stark zur Finanzierung der bayerischen Arztpraxen bei, mit mehr als zwei Milliarden Euro zusätzlich pro Jahr. Welchen Stellenwert hat die PKV insbesondere für die bayerischen Arztpraxen auf dem Land?
Ich denke, wir haben ein gutes System. Und die PKV trägt dazu bei, dass wir Innovationen haben, und dass wir die Versorgung auch so erhalten können, gerade im ländlichen Raum. Es ist natürlich auch wichtig, dass diese Einnahmequellen so ausgesteuert sind. Und von daher denke ich: Wir haben mit dem dualen System ein gutes System.
Welchen Stellenwert hat das Zusammenspiel aus Gesetzlicher und Privater Krankenversicherung auf die Qualität der medizinischen Versorgung und auf medizinische Innovationen?
Innovationen werden ohne die PKV nicht möglich. Wir sind da nicht in einem Gegeneinander, sondern in einem ergänzenden System. Und beide Systeme miteinander sorgen dafür, dass die Versorgung optimal ausgesteuert ist. Gerade Innovationen, auch der Wettbewerb, fördern mehr und bessere medizinische Versorgung.
Im aufziehenden Wahlkampf fordern einige Parteien die Abschaffung des bewährten dualen Krankenversicherungssystems und stattdessen eine einheitliche Krankenversicherung. Was würde es für die Regionen Bayerns bedeuten, würde die PKV geschwächt werden?
Ich glaube, das ist nicht das, was wir wollen. Wir wollen auch keine ideologische Diskussion aus einem falsch verstandenen Gerechtigkeitssinn heraus. Wir wollen das Bewährte behalten, weiterentwickeln, optimieren, selbstverständlich nicht stehenbleiben, sondern immer wieder daran arbeiten. Aber eine Einheitsversicherung hat auch schon in anderen Ländern bewiesen, dass sie nicht dazu beiträgt, dass das System besser wird.
Einige rot-grün und rot-rot-grün regierte Bundesländer haben ein System der sogenannten Pauschalen Beihilfe eingeführt, um das bewährte Versorgungsmodell für Staatsbedienstete aus Beihilfe und PKV abzulösen. Wie stehen Sie dazu?
Sie haben es ja schon gesagt: Wir haben ein bewährtes System, das gut funktioniert. Wenn wir das umstellen würden, würden wir nichts gewinnen, sondern eher verlieren, auch an Leistung verlieren. Ich glaube, es würde auch zu einer Umstrukturierung kommen, zu einem Hopping von einem in das andere. Das würde uns insgesamt tatsächlich nicht helfen.