Meldung 14. März 2024

Der MR Linac kombiniert Magnet-Resonanz-Tomografie und Bestrahlung. Mehrere Universitätskliniken können dank dieses innovativen Geräts Tumorpatienten schonender und effizienter behandeln. Prof. Dr. Claus Belka erläutert, wie eine neue Vereinbarung mit dem PKV-Verband Ärzten und Patienten hilft.

Prof. Belka, was genau verbirgt sich hinter dem MR Linac?

Letztendlich kombiniert das Gerät einen Magnetresonanztomographen (MRT), wie wir ihn seit Jahrzehnten aus der Bildgebung kennen, mit einem Bestrahlungsgerät. Das hört sich allerdings leichter an, als es technisch ist. Der MR Linac ermöglicht es, während des Bestrahlens Kernspinbilder in hoher zeitlicher Auflösung machen. So können wir live Organbewegungen verfolgen. Und der Computer ist in der Lage, den Bereich, den wir bestrahlen wollen, so einzugrenzen, dass der Strahl immer nur dann an ist, wenn er auf den gewünschten Bereich trifft.

In welchen Bereichen ist diese Behandlung hilfreich?

Vor allem dort, wo viel Bewegung, zum Beispiel aufgrund des Herzschlags oder der Atmung, ist: etwa in der Nähe des Herzens, im Oberbauch oder im kleinen Becken, wo sich die Prostata befindet. Eine Prostata kann sich durchaus um 5, 6 oder 7 Millimeter verschieben. Das bekommt man mit diesem Verfahren sehr gut mit – und kann unnötige Bestrahlung von gesundem Gewebe verhindern.

„Wir sparen ein erhebliches Volumen an gesundem Gewebe ein“

Ist das der große Vorteil einer Behandlung mit dem MR Linac?

Ja. Denn wenn Sie davon ausgehen, dass sich ein Tumor oder ein Tumor-Areal bewegt, haben Sie bislang Sicherheitssäume drumherum gemacht. Wenn Sie aber wissen, wie genau sich der Tumor wann bewegt, müssen Sie diese Sicherheitssäume nicht mehr – oder nur deutlich kleiner – machen. Das heißt, Sie sparen um den Tumor herum ein erhebliches Volumen an gesundem Gewebe ein. Zweitens ermöglicht der MR Linac die Behandlung von Patientinnen und Patienten, die wir ohne das Gerät eher nicht bestrahlt hätten. Nehmen wir eine Lungenmetastase in einer Patientin mit nur noch einer Lunge: Da sind wir davon abhängig, die Bewegung dieser Lunge so optimal wie möglich zu kompensieren. Mit einem normalen Setup wären wir sehr zurückhaltend gewesen, das überhaupt zu machen. 

Die Therapie mit MR Linac stellt eine deutliche Verbesserung im Vergleich zur derzeitigen Regelversorgung dar. Die neue Vereinbarung trägt dazu bei, dass die Innovation bei immer mehr Patienten zum Einsatz kommt.

 

Stefanie Schoenen, Referatsleiterin Leistung ambulant im PKV-Verband

Das LMU-Klinikum unterhält seit Anfang 2024 eine Rahmenvereinbarung mit dem PKV-Verband über den Einsatz der Strahlentherapie mit MR Linac; weitere Universitätsklinika sind bereits beigetreten. Was bewirkt diese Vereinbarung?

Für uns Anbieter bedeutet diese Vereinbarung Planungssicherheit. Am Ende sind die Geräte nicht gerade billig – mit Investitionen reden wir über einen fast zweistelligen Millionenbetrag. Die notwendigen Baumaßnahmen kommen noch hinzu. Für die Patientinnen und Patienten bedeutet die Vereinbarung: Wenn eines der beigetretenen Zentren eine Indikation stellt, können sie sich zumindest im Regelfall darauf verlassen, dass die Therapie von ihrer Versicherung übernommen wird. Und nicht zuletzt schafft die Vereinbarung die Voraussetzungen dafür, dass MR Linacs in vielen Häusern mittelfristig für die Kernindikationen vorgehalten werden.

„Die technologische Innovation hat unglaublich viel für Patienten gebracht“

Wie bewerten Sie die technologische Innovation durch den MR Linac?

Strahlentherapie ist generell ein technologiegetriebenes Fach. Es gibt kein Fach, wo sich das, was wir vor 30 Jahren gemacht haben, so von dem unterscheidet, was wir heute tun. Und diese technologische Innovation hat unglaublich viel für die Patientinnen und Patienten gebracht. Ob eine neue Art der Behandlung ein echter Durchbruch ist, weiß man immer erst hinterher. Aber wenn die Physik sagt, dass wir Dinge lösen können, die wir früher nicht lösen konnten – und wenn mein Team das Gerät bei uns seit drei Jahren auslastet, dann zeigt mir das doch, dass wir hier eine starke Innovation haben.

Das LMU-Klinikum München ist einer der ersten Anwender eines MR Linacs weltweit. In drei Jahren wurden hier bislang rund 750 Patientinnen und Patienten mit dem neuartigen Gerät behandelt.