Prof. Belka, was genau verbirgt sich hinter dem MR Linac?
Letztendlich kombiniert das Gerät einen Magnetresonanztomographen (MRT), wie wir ihn seit Jahrzehnten aus der Bildgebung kennen, mit einem Bestrahlungsgerät. Das hört sich allerdings leichter an, als es technisch ist. Der MR Linac ermöglicht es, während des Bestrahlens Kernspinbilder in hoher zeitlicher Auflösung machen. So können wir live Organbewegungen verfolgen. Und der Computer ist in der Lage, den Bereich, den wir bestrahlen wollen, so einzugrenzen, dass der Strahl immer nur dann an ist, wenn er auf den gewünschten Bereich trifft.
In welchen Bereichen ist diese Behandlung hilfreich?
Vor allem dort, wo viel Bewegung, zum Beispiel aufgrund des Herzschlags oder der Atmung, ist: etwa in der Nähe des Herzens, im Oberbauch oder im kleinen Becken, wo sich die Prostata befindet. Eine Prostata kann sich durchaus um 5, 6 oder 7 Millimeter verschieben. Das bekommt man mit diesem Verfahren sehr gut mit – und kann unnötige Bestrahlung von gesundem Gewebe verhindern.
„Wir sparen ein erhebliches Volumen an gesundem Gewebe ein“
Ist das der große Vorteil einer Behandlung mit dem MR Linac?
Ja. Denn wenn Sie davon ausgehen, dass sich ein Tumor oder ein Tumor-Areal bewegt, haben Sie bislang Sicherheitssäume drumherum gemacht. Wenn Sie aber wissen, wie genau sich der Tumor wann bewegt, müssen Sie diese Sicherheitssäume nicht mehr – oder nur deutlich kleiner – machen. Das heißt, Sie sparen um den Tumor herum ein erhebliches Volumen an gesundem Gewebe ein. Zweitens ermöglicht der MR Linac die Behandlung von Patientinnen und Patienten, die wir ohne das Gerät eher nicht bestrahlt hätten. Nehmen wir eine Lungenmetastase in einer Patientin mit nur noch einer Lunge: Da sind wir davon abhängig, die Bewegung dieser Lunge so optimal wie möglich zu kompensieren. Mit einem normalen Setup wären wir sehr zurückhaltend gewesen, das überhaupt zu machen.