Meldung 12. Mai 2025

Der demografische Alterungsprozess tritt in seine akute Phase. Denn in den nächsten Jahren gehen die geburtenstärksten Jahrgänge in Rente. Die Kosten dafür tragen die jüngeren Generationen über ihre Beiträge zur Sozialversicherung. Eine neue Studie zeigt nun, wie groß die Belastung tatsächlich ist.

Der Beitragssatz zur Sozialversicherung wird ohne Sozialreformen selbst in einem moderaten Prognoseszenario bis 2035 einen Höchststand von 47,5 Prozent erreichen und danach weiter ansteigen. Im Jahr 2050 wird der Wert dann sogar bei 52,9 Prozent liegen. Das hat Professor Martin Werding, Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, in der aktuellen Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP) berechnet.

Die Kosten der sozialen Sicherung müssen in unserer alternden Gesellschaft immer stärker von der jungen Generation getragen werden. Wer heute 5 Jahre alt ist – also im Jahr 2020 geboren wurde – wird demnach durchschnittlich 55,6 Prozent seines Erwerbseinkommens an Sozialabgaben zahlen müssen. Zum Vergleich: Bei Personen, die im Jahr 1960 zur Welt gekommen sind, sind es noch 39,4 Prozent. 

Junge zahlen bis zu 904.000 Euro an Sozialabgaben

In Eurobeträgen bedeutet dies bezogen auf das lebenslange Bruttoentgelt eines Durchschnittsverdieners: Der Geburtsjahrgang 2020 zahlt 904.000 Euro an Sozialabgaben, im Jahrgang 1960 sind es noch 640.000 Euro.

Diese Entwicklung führt laut Studienautor Werding vor allem zu zwei gravierenden Entwicklungen:

  • Der massive Anstieg der Beitragssätze gefährdet die zukünftigen Entwicklungen von Beschäftigung und Wirtschaftswachstum.
  • Die steigende Beitragsbelastung droht die Akzeptanz und die politische Legitimität des umlagefinanzierten Sozialversicherungssystems zu untergraben - und damit den sozialen Zusammenhalt.

Angesichts dieser Szenarien müssen die Konditionen des Generationenvertrags politisch so gesteuert werden, dass sie für alle beteiligten Generationen zumindest zustimmungsfähig sind, schreibt Professor Werding. Von diesem Grundsatz habe sich die Politik in Deutschland im Umgang mit den seit Jahrzehnten absehbaren Herausforderungen durch die demografische Entwicklung immer weiter entfernt.

Dr. Frank Wild, Institutsleiter des WIP

Generationenvertrag gerät aus dem Gleichgewicht

„Die Analyse von Professor Werding belegt mit klaren Zahlen, wie stark das umlagefinanzierte Sozialversicherungssystem junge Generationen belastet“, sagt Dr. Frank Wild, Institutsleiter des WIP. „Wenn künftige Erwerbstätige über die Hälfte ihres Einkommens für Sozialbeiträge aufbringen müssen, ist das kein tragfähiger Generationenvertrag mehr – sondern eine Schieflage mit sozialen und ökonomischen Risiken. Unsere Analyse liefert die empirische Grundlage, um diese Debatte faktenbasiert zu führen.“

Dr. Florian Reuther, Direktor des PKV-Verbandes

Private Vorsorge als Ausweg aus der Schieflage

"Ohne grundlegende Reformen zahlen junge Menschen in Zukunft einen immer höheren Preis für ein System, das an seine Grenzen stößt. Wie eine nachhaltige und generationengerechte Finanzierung gelingen kann, zeigt die PKV mit kapitalgedeckten Rückstellungen für die stark steigenden Gesundheits- und Pflegekosten unserer alternden Gesellschaft", weist PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther den Ausweg aus der demografischen Schieflage. "Wir sind bereit, diese Erfahrungen für den Ausbau einer besseren Eigenvorsorge für möglichst viele Menschen einzusetzen."