Florian Fuhrmann ist Vorsitzender der Geschäftsführung der Digitalagentur gematik. Hier spricht er über den Beitrag der PKV zur digitalen Versorgung.

Neben dem Bundesgesundheitsministerium sind zahlreiche Interessenvertreter Gesellschafter der gematik. Wie gehen Sie in der Produktentwicklung mit den unterschiedlichen Anforderungen um?
Bereits in der Vorveröffentlichungsphase werden das Fachkonzept oder die Spezifikation von der gematik im Fachportal oder auf der kollaborativen Plattform github öffentlich bereitgestellt. Auch die Gesellschafter der gematik erhalten diese Dokumente natürlich zur Kommentierung und beschließen auf dieser Grundlage die Spezifikation bzw. Konzeption eines Produktes. Diese gemeinsame Arbeit an den Spezifikationen ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeitsweise und unseres Selbstverständnisses, Dinge gemeinsam mit unseren Partnern auf den Weg zu bringen.
Wie werden die Bedürfnisse der Endnutzerinnen und -nutzer berücksichtigt?
Wir sind über verschiedene Dialogformate im engen Austausch mit den Menschen aus der Praxis. Wir laden sie zu Workshops und Arbeitsgruppen ein und machen Hospitationen in den medizinischen Einrichtungen. Das hört auch nicht auf, wenn die Anwendung eingeführt ist. Denn wir nehmen unser Nutzerversprechen ernst, dass die TI-Anwendungen die Versorgung im Alltag verbessern.
Welche Rolle spielt die PKV für die Weiterentwicklung der Telematikinfrastruktur und für die Akzeptanz der TI-Anwendungen?
Dass die privaten Krankenversicherungen Anwendungen wie das E-Rezept oder die ePA für alle ebenfalls anbieten, ist ein wichtiges Puzzleteil für die Akzeptanz von digitalen Anwendungen in der breiten Bevölkerung. Die Benefits der Digitalisierung in der Versorgung gelten für alle, unabhängig von der Versicherungsform. Wir profitieren dabei vom Knowhow der PKV-Expertinnen und -Experten, die sich aktiv in die Weiterentwicklung einbringen.
Für die PKV ist es wichtig, Vertretungsmöglichkeiten bei den TI-Anwendungen zu gestalten, damit z. B. auch privatversicherte Kinder ePA und E-Rezept nutzen können. Welche Perspektiven gibt es hier?
In der ePA-App können Vertreterinnen und Vertreter eingerichtet werden, die Zugriff auf die elektronische Patientenakte haben und diese managen können. Um E-Rezepte für eine zu vertretende Person in der E-Rezept-App zu verwalten, muss man sich in der App mit der GesundheitsID dieser Person ein Profil anlegen. Voraussetzung für beide Anwendungen ist, dass die zu vertretende Person eine GesundheitsID besitzt. Zudem gibt es aktuell die Einschränkung in den Versicherungs-Apps, dass nicht zwei GesundheitsIDs der gleichen Versicherung auf einem Gerät genutzt werden können. Die Anwendungen und auch das Vertretungsmanagement innerhalb der TI werden laufend weiterentwickelt, um noch mehr Flexibilität bieten zu können.