Frank Schlerfer ist Geschäftsführer der neu gegründeten Careproof GmbH, die ab dem 1. Januar 2023 für die PKV die Qualitätsprüfung von Pflegeeinrichtungen übernimmt. Im Interview spricht er darüber, was das für die Prüfungen bedeutet und welches Motto er der neuen Firma mit auf den Weg gibt.
Der PKV-Verband arbeitet seit über zehn Jahren in der Qualitätsprüfung von Pflegeeinrichtungen und überträgt diese Aufgabe zum 1. Januar 2023 auf „Careproof“. Sie haben bisher die Fachabteilung im PKV-Verband geleitet und sind nun Geschäftsführer der Careproof GmbH. Warum diese Neuorganisation?
Wir wollen den Prüfdienst der PKV weiter stärken, zum Beispiel durch mehr Eigenständigkeit und kürzere Entscheidungswege für die Mitarbeitenden. Unsere rund 150 festangestellten Pflege-Fachkräfte werden nahtlos in die neue Careproof GmbH übernommen. Sie ist ein 100-prozentiges Tochterunternehmen des PKV-Verbands, ebenso wie der allseits anerkannte medizinische Dienst der PKV Medicproof und die vorbildliche private Pflegeberatung compass.
Der PKV-Prüfdienst hat den gesetzlichen Auftrag, zusammen mit den Medizinischen Diensten alle ambulanten, teilstationären sowie stationären Pflegeeinrichtungen in Deutschland zu prüfen. Sie haben angekündigt, dass Careproof dabei weiterhin auf eine „beratungsorientierte Prüfung“ setzt. Was bedeutet das konkret?
Wir erfüllen unseren Prüfauftrag in dem Selbstverständnis, auch Partner der Pflegeeinrichtungen zu sein, sodass eine Qualitätsprüfung auf Augenhöhe erfolgen kann. Ob jeweils die gesetzlichen Anforderungen objektiv erfüllt sind, wird natürlich in aller Klarheit festgehalten. Gleichwohl wollen wir die Prüfung in respektvollem Umgang und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den beteiligten Personen gestalten.
Das heißt konkret: Die Qualitätsprüferinnen und -prüfer der PKV bringen die notwendige Zeit mit, um nicht nur die Räume, Arbeitsabläufe und Pflegedokumentationen einer Einrichtung zu sichten und Pflegebedürftige persönlich aufzusuchen. Unser Prüfdienst ist so ausgestattet, dass wir uns zwei Tage Zeit pro Prüfung nehmen können. Wenn es gewünscht wird, beraten wir gerne zu möglichen Verbesserungen der Ergebnisqualität.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Careproof sind Pflegefachkräfte mit langjähriger Berufserfahrung. Die meisten von ihnen waren zuvor als Pflegedienstleiter in der Praxis tätig. Durch ihre Prüftätigkeit haben sie Einblick in vielfältige Einrichtungen – und können so über besonders vorbildliche Lösungen informieren. Bei den geprüften Einrichtungen kommt dieser zusätzliche Service sehr gut an. Das zeigen auch die anonymisierten Feedback-Befragungen, die regelmäßig stattfinden, um wiederum die Leistungsqualität der Prüfungen zu checken.
Entsprechend dem PKV-Anteil unter den Pflegeversicherten übernimmt Careproof 10 Prozent aller Qualitätsprüfungen. Wie viele Einsätze sind das pro Jahr und wie läuft das ab?
Wir übernehmen pro Jahr rund 3.500 Prüfungen von stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen. Für die Auswahl der Prüfaufträge sind die Landesverbände der Pflegekassen zuständig. Es wird per Zufallsverfahren entschieden, welcher Dienst welche Einrichtungen prüft. Die Qualitätsprüfer der PKV sind regional über das gesamte Land verteilt und werden von einem Dutzend Mitarbeitern in der Kölner Zentrale koordiniert.
Was unterscheidet die Arbeit von Careproof von den regional gegliederten Medizinischen Diensten (MD)?
Zunächst einmal übernimmt Careproof als bundesweite Organisation die gleichen Aufgaben wie der jeweilige MD und ist mit den gleichen Befugnissen ausgestattet, um an Ort und Stelle zu überprüfen, ob die Pflegeeinrichtungen die Leistungs- und Qualitätsanforderungen nach dem Sozialgesetzbuch erfüllen. Um Qualitätsprüfungen auf höchstem Niveau sicherzustellen, müssen wir auf standardisierte Weise zu objektiv bewertbaren Ergebnissen kommen und stets die aktuellen pflegewissenschaftlichen Erkenntnisse zugrunde legen. Um diesen Standard dauerhaft und an jedem Ort zu verwirklichen, basiert unser Prüfdienst auf bundesweit einheitlichen Strukturen und einer hohen Qualifikation der Prüferinnen und Prüfer. Von der Mitarbeiterzahl her ist Careproof der zweitgrößte Prüfdienst in Deutschland.
Welches Motto geben Sie der neuen Careproof GmbH mit auf den Weg?
Wir verstehen uns als Interessenvertreter der Menschen mit Pflegebedürftigkeit. Wir übernehmen im Rahmen unseres Prüfauftrages Verantwortung für die Qualität der Versorgung von pflegebedürftigen Menschen in Deutschland. Die PKV hat sich von Anfang an bewusst dafür entschieden, ihre gesetzliche Beteiligung durch eigenständige Qualitätsprüfungen mit eigenem Personal zu erfüllen. Wir wollen eigene Qualitäts-Akzente setzen und zudem durch mehr Wettbewerb auch die Qualitätsprüfung in der Pflege beleben. Seit nunmehr 12 Jahren ist der Prüfdienst der PKV etablierter und verlässlicher Partner in dem System der Qualitätssicherung in Deutschland. Diesen Weg werden wir auch als Careproof mit dem gleichen Engagement fortsetzen.
Das neue Firmenlogo von Careproof erinnert an eine Energielevel-Anzeige. Was wollen Sie mit dieser Symbolik ausdrücken?
Wir möchten mit dem Logo zum Ausdruck bringen, dass die Qualitätsprüfung für die Beteiligten nicht nur ein Aufwand ist, der Energie kostet. Die Prüfung kann auch das Energielevel der Einrichtung wieder ansteigen lassen. Ein bestätigendes Feedback oder auch eine Verbesserungsmöglichkeit, die bisher noch nicht erkannt wurde, all das gibt einer Einrichtung Energie.
Für uns ist die Qualitätsprüfung mehr als einfach nur ein Job. Wir stehen hinter dem Anspruch auf Transparenz in der Pflege. Das hilft insbesondere den Pflegebedürftigen bei der Auswahl der für sie geeigneten Dienste. Gleichzeitig sehen wir auch die positiven Auswirkungen von vergleichenden Qualitätsmessungen. Jede Einrichtung hat Stärken und Schwächen; diese zu kennen ist eine wesentliche Grundlage für jede Weiterentwicklung. Qualität kann man nicht in eine Pflegeeinrichtung „hineinprüfen“, aber man kann Verbesserungen gezielt unterstützen. Das erfordert Fachkompetenz in der analytischen Messung und natürlich pflegefachliches Wissen, aber auch Kenntnisse in der Organisationsentwicklung. Diese Kernkompetenzen stellen wir den Einrichtungen zur Verfügung, damit alle Beteiligten eine gemeinsame Vorstellung von angestrebten Verbesserungen erhalten. Das alles führt dann zu einem höheren positiven Energielevel der Einrichtung – zum Nutzen der Pflegebedürftigen.