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Das Wissenschaftliche Institut der PKV (WIP) hat die neuesten verfügbaren Daten zur Arzneimittelversorgung in der Gesetzlichen (GKV) und Privaten Krankenversicherung (PKV) ausgewertet und verglichen.

Im Rahmen eines Online-Fachgesprächs gewährten die Autoren der Studie interessante Einblicke in ihre Analyse. Deutliche Unterschiede gibt es im PKV-GKV-Vergleich bei der Nutzung von innovativen Medikamenten. Demnach erhielten gesetzlich Versicherte häufiger Nachahmer-Präparate (Generika) als Privatversicherte. So bekamen gesetzlich Versicherte 80,5 Prozent Generika-Präparate verordnet, bei Privatversicherten waren es hingegen nur 41,2 Prozent. Privatversicherte erhielten dafür 27,2 Prozent patentgeschützte Präparate verordnet, während in der GKV der Anteil mit 6,6 Prozent deutlich niedriger ausfiel.

Trotz dieser Unterschiede ergänzen sich PKV und GKV in ihren Funktionen und tragen zusammen dazu bei, den Pharmastandort Deutschland zu stärken, betonte der Leiter des WIP, Frank Wild. Besonders im internationalen Vergleich wird das deutlich. Hier zeigen die Daten, wie schnell in Deutschland innovative Medikamente zugelassen werden. So ist ein neues Krebsmedikament bereits 82 Tage nach der europäischen Zulassung auf dem deutschen Markt verfügbar, im EU-Durchschnitt dauert es 445 Tage.

Interessant ist nach Ansicht des Projektleiters des WIP, Christian Jacke, der Blick auf die regulatorischen Instrumente in den Versicherungssystemen GKV und PKV. So gebe es deutlich weniger Steuerungselemente für Apotheken und Ärztschaft bei der Behandlung von privat als bei gesetzlich Versicherten.

Studie zeigt strukturelle Unterschiede zwischen PKV und GKV

Aus der Sicht von PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther zeigt die Studie klar die strukturellen Unterschiede in beiden Versicherungssystemen. Zum einen das gesetzliche System mit seinen wirtschaftlichen und regulatorischen Vorbehalten. Zum anderen das System der Privaten Krankenversicherung mit der unmittelbaren Beziehung der Versicherten zu Medizinern und Apothekern – was wiederum mit größeren Freiheitsräumen verbunden ist. Das gilt für die Arzneimittelversorgung ebenso wie auch in allen anderen PKV-Leistungsbereichen. „Bei allen Unterschieden in beiden Versicherungssystemen zeigt die Studie aber auch sehr schön, dass sich beide Systeme befruchten“, resümiert Reuther. Denn gerade der Systemwettbewerb stellt eine hohe Versorgungsqualität für alle in Deutschland lebenden Menschen sicher.

Der These, dass die hohen Arzneimittel-Ausgaben in der PKV zu stark steigenden Beiträgen führten, stellte Reuther klar entgegen, dass sich die Beiträge mittelfristig ebenso entwickeln wie in der GKV. In den letzten zehn Jahren von 2011 bis 2021 war der Beitragsanstieg in der PKV mit 3,0 Prozent pro Jahr im Schnitt sogar etwas geringer als in der GKV mit 3,3 Prozent pro Jahr.

Weitere Informationen

Die WIP-Studie „Arzneimittelversorgung der Privatversicherten 2020, Zahlen, Analysen, PKV-GKV-Vergleich“ ist bei der Medizinisch-Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft erschienen und im Buchhandel sowie auch als E-Book erhältlich.

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