Interview

Professor Ferdinand Gerlach engagiert sich in der von der PKV gegründeten gemeinnützigen Stiftung Gesundheitswissen. Im Interview mit dem PKV-Verband erläutert er, warum die Vermittlung von Gesundheitskompetenz so wichtig ist.

24.09.2020 - Professor Ferdinand Gerlach ist Allgemeinmediziner und Vorsitzender des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen.

Herr Professor Gerlach, neben Ihren vielen anderen wichtigen Aufgaben engagieren Sie sich in der Stiftung Gesundheitswissen im Stiftungsrat. Schön, dass wir Sie dazu gewinnen konnten. Warum engagieren Sie sich dort?

Die Stiftung Gesundheitswissen hat ein wirklich tolles Konzept. Das Motto "Wissen ist gesund" hat mich von Anfang an überzeugt. Hier geht es darum, dass Menschen, die unabhängige, fundierte Informationen suchen, optimal informiert werden. Und das ist kein Marketing-Gag, sondern das zeigen vielfältige wissenschaftliche Studien. Wenn man sich mit dem eigenen Körper beschäftigt und weiß, wie dieser funktioniert und warum man krank wird, was man tun kann und was man wirklich nicht tun sollte, dann können Patienten wesentlich besser mit ihrer Erkrankung umgehen. Sie können besser mit Ärzten kommunizieren, sie verstehen, was mit ihnen passiert. Sie nehmen auch eine Therapie, von der sie selber überzeugt sind, eher an und führen sie durch. Die Studien zeigen, dass diese Menschen, die gemeinsam mit ihrem Arzt informierte Entscheidungen treffen, besser leben. Sie haben eine bessere Lebensqualität und eine längere Lebensdauer. Das Gesundheitswissen, gesundheitliche Bildung, ist wie ein Medikament. Das ist hochwirksam, und deshalb eine Sache, die ich voll unterstütze.

Eine Schattenseite der Digitalisierung ist vielleicht die Informationsflut online. Stichwort "Dr. Google" Welche Chancen hat man, dort zu landen, wo einem wirklich geholfen wird?

Wenn man heute ein Symptom bei Google eingibt, dann kriegt man ganz viele Antworten. Die sind durch Algorithmen gesteuert und auch dadurch, ob jemand dafür bezahlt hat, dass er oben landet. Und ich kann mir als Patient nicht sicher sein, dass ich unabhängige, faire und fundierte Informationen bekomme. Gut möglich, , dass ich auf Seiten lande, wo mir Unsinn erzählt wird und wo man mir was verkaufen will. Da ist eine Adresse wichtig wie die Stiftung Gesundheitswissen. Wo man sicher sein kann, das ist unabhängig, fundiert, werbefrei und gemeinnützig. Zusätzlich brauchen die Menschen allerdings auch eine gewisse Medienkompetenz. Man muss ein bisschen verstehen, wie das Internet funktioniert und dass da nicht alle Informationen gleichermaßen gut sind. Und wo man suchen muss, wenn man gute Informationen haben möchte. Diese Medienkompetenz, verbunden mit der Gesundheitskompetenz, ist etwas, das wir in der gesamten Gesellschaft und schon in den Schulen fördern müssen. Denn das trägt dazu bei, dass die Menschen mit mehr Informationen auch gesünder leben.

Was ist denn das Besondere am Informationsangebot der Stiftung Gesundheitswissen?

Die Stiftung Gesundheitswesen hat ein Angebot, das didaktisch sehr gut konzipiert ist. Es gibt da keine Bleiwüsten mit ganz vielen Texten, wo man vielleicht noch als Oberstudienrat bis zum Ende kommt, aber nicht als normaler Mensch. Dort sind ganz viele sehr gut aufbereitete Informationen. Es gibt kleine Filme zum Beispiel, es gibt Entscheidungshilfen, es gibt Unterstützung zum Gespräch mit dem Arzt. Es geht darum, das Gespräch mit dem Arzt zu unterstützen, nicht überflüssig zu machen. Der informierte Patient hat sich im Idealfall vorher informiert und hat bestimmte Fragen, die er mit seinem Arzt gemeinsam besprechen möchte. Das wollen wir unterstützen, und genau diese Aufgaben und Funktionen übernimmt die Stiftung Gesundheitswesen auf eine lockere, didaktisch gut gemachte Art und Weise. Insofern ist das ein Angebot, was man wirklich nur empfehlen kann.