06.01.2021 - Gleich zwei Spitzenplätze für die deutsche Gesundheitsversorgung: Eine internationale Vergleichsstudie des US-amerikanischen Commonwealth Fund belegt, dass fast drei Viertel der Menschen in Deutschland auf Anfrage am selben oder am kommenden Tag einen Arzttermin erhalten – Deutschland liegt damit auf Platz eins der elf befragten Industrieländer. Bemerkenswert ist auch, dass in Deutschland die Höhe des Einkommens keinen Einfluss auf die Wartezeit hat.

Die Studienergebnisse lassen sich gut erklären: Während in Deutschland gesetzlich und privat versicherte Patienten in einem gemeinsamen Versorgungssystem behandelt werden, existiert in anderen Ländern parallel zum öffentlichen Einheitssystem ein privater Gesundheitsmarkt. Auf diesen weichen Patienten aus, die es sich finanziell leisten können, um den Warteschlangen im staatlichen System zu entgehen. Einheitssysteme – wie etwa in Großbritannien – weisen damit eine deutlich größere Ungleichheit in der Versorgung auf als das duale Krankenversicherungssystem in Deutschland.

Menschen mit niedrigeren Einkommen haben in diesen Einheitssystemen tendenziell weniger Chancen auf einen kurzfristigen Arzttermin. In Norwegen, Großbritannien und den Niederlanden etwa erhalten rund zehn Prozent mehr Menschen mit höheren Einkommen eine schnelle medizinische Versorgung. In der Schweiz und in Frankreich liegen die Werte sehr dicht beieinander – allerdings auf einem deutlich niedrigeren Niveau gegenüber Deutschland (53 bzw. 55 Prozent). Mit 74 Prozent der Menschen, die am gleichen oder am nächsten Tag bei einem Arzt behandelt werden, befindet sich Deutschland eindeutig vorn – und als einziges Land mit dem gleichen Wert für Personen mit niedrigeren und mit höheren Einkommen.