Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf die PKV aus?
Wir haben durch Corona erhebliche Aufwendungen, schätzungsweise mehr als eine Milliarde Euro in diesem Jahr. Eine große Unbekannte ist, welche Spätfolgen noch auf uns zukommen, zum Beispiel, weil Behandlungen unterbrochen oder Operationen verschoben wurden. Denn das wird längerfristig auf die Gesundheit der Versicherten durchschlagen.
Wie sehen Ihre Erwartungen für 2021 aus?
Die Corona-Pandemie wird uns auch 2021 noch sehr fordern. Die PKV ist entschlossen, ihre gute Rolle bei der Bewältigung der Pandemie weiter wahrzunehmen. Sie garantiert nicht nur ihren Versicherten Schutz, sie steht auch zu ihrer gesellschaftspolitischen Mitverantwortung.
Für 2021 soll erneut gelten, was sich 2020 erwiesen hat: Das Coronavirus ist in Deutschland auf eines der besten Gesundheitssysteme der Welt getroffen. Die Parteien werden im Bundestags-Wahlkampf 2021 gut daran tun, dieses bewährte duale System nicht anzutasten – zumal die Zufriedenheit der Versicherten derzeit ein historisches Rekordniveau erreicht.
Was dürfen die Privatversicherten im kommenden Jahr vom PKV-Verband erwarten?
Wir setzen uns weiter für eine Reform zur Verstetigung der Beitragsentwicklung ein. Denn während die Einnahmen der GKV jedes Jahr automatisch steigen, kann es in der PKV zu einem Wechsel von Jahren der Beitragsstabilität und dann umso größeren Sprüngen kommen. Unser Vorschlag, dies abzuändern, wird auch von Verbraucherschützern unterstützt.
Außerdem fordern wir, den PKV-Standardtarif wieder für alle Privatversicherten zu öffnen, damit wir bei finanziellen Problemlagen optimal helfen können. Und wir werden den gemeinsam mit der Ärzteschaft entwickelten Entwurf der neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) fertigstellen, die den neuesten Stand der Medizin abbildet.
- Das Interview mit Dr. Ralf Kantak ist zuerst im Magazin "Analyse. Sichere IT und Medizin" als Beilage zur Zeitung "Die Welt" erschienen.