13.01.2021 - Frau Kittan, Herr Ryll, wie kam es zu Ihrem ehrenamtlichen Engagement? 

Kittan: Wegen der Aussetzung der Qualitätsprüfungen können wir unserem eigentlichen Job als Gutachter derzeit nicht nachgehen. Dadurch, dass wir sehr zügig die Freigabe durch unseren Arbeitgeber erhalten haben, ehrenamtlich dort zu unterstützten, wo es „brennt“, haben sich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu entschlossen. 

Ryll: Der Einschnitt im März, als wir die Qualitätsprüfungen zum ersten Mal aussetzen mussten, war für mich recht heftig. Ich hatte sofort den Impuls, irgendwo anders zu helfen. Deswegen bin ich dem PKV-Verband und der Abteilung Qualitätsprüfung sehr dankbar, dass wir zügig eine Freistellung für die ehrenamtliche Tätigkeit bekommen haben. Das hat uns den Rücken freigehalten und uns die Möglichkeit gegeben, dort zu helfen, wo wirklich Hilfe notwendig war.

Wie haben Sie denn erfahren, wo Hilfe am dringendsten gebraucht wird?

Kittan: Das Engagement ist ja eine freiwillige Sache. Deswegen hatte jeder selbst die Möglichkeit zu schauen, in welche Richtung er oder sie gehen möchte. Natürlich sollten wir uns Einrichtungen suchen, die aufgrund der aktuellen Corona-Situation wirklich auf Unterstützung angewiesen waren. Und da lag der Schwerpunkt ganz klar bei Gesundheitsämtern bzw. Pflegeeinrichtungen. Und mittlerweile natürlich auch in Impfzentren. Jeder hat dann für sich selbst entschieden, wo er tätig sein möchte.

Ryll: Wir haben uns in Kleingruppen aus dem Team zusammengeschlossen und sind auf Landkreise, Gesundheitsämter, Heimaufsichten zugegangen. Die Reaktionen waren zunächst sehr unterschiedlich. Teilweise herrschte zunächst Orientierungslosigkeit. Aber schließlich haben wir überall die richtigen Ansprechpartner gefunden.

Und wo helfen Sie persönlich? 

Ryll: Aktuell führe ich in Pflegeeinrichtungen Schnelltests vor allem bei Mitarbeitern durch. Andere Kolleginnen und Kollegen testen teilweise auch die Pflegebedürftigen. Außerdem unterstützen wir auch organisatorisch – zum Beispiel bei Fragen, wie eine Teststrategie aussieht und wie sie sich in den einzelnen Einrichtungen umsetzen lässt. 

Kittan: Im März 2020 hatte ich bereits in Pflegeeinrichtungen geholfen. Deswegen wollte ich nun im November ins Gesundheitsamt gehen, um den persönlichen Einblick zu vertiefen und dort auch noch einmal neue Eindrücke zu sammeln. In der aktuellen Situation stehen die Gesundheitsämter ja in der öffentlichen Wahrnehmung oft schlecht da. Deswegen wollte ich mir einen persönlichen Eindruck von der Situation vor Ort verschaffen.

Wie sind denn die Reaktionen auf Ihre Hilfe?

Kittan: Am Anfang der Pandemie war es schwierig, weil wir als Gutachter gesehen wurden und deswegen in den Pflegeeinrichtungen eine gewisse Sorge bestand, dass wir Mängel aufdecken wollen. Mittlerweile sind die Pflegeeinrichtungen und Gesundheitsämter allerdings extrem dankbar für die Unterstützung. Wir sind ja als Prüfdienst zum einen eine Flächenorganisation. Zum anderen kommen wir aus der Praxis. Das heißt, wir sind alles Pflegefachkräfte, haben alle in der Pflege gearbeitet und wissen genau, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort leisten. Und aufgrund unserer Prüftätigkeit sind wir auch in unterschiedlichsten Einrichtungen unterwegs. Gerade im Oktober – als wir prüfen durften – haben wir viel gesehen und gelernt und können dadurch die Pflegeeinrichtungen auch sehr im Detail beraten und Hinweise geben, was man anders machen kann. Beratung ist unser großes Steckenpferd. Das machen wir schon jahrelang und das erkennen die Pflegeeinrichtungen auch an. Und nichts Anderes tun wir jetzt: Wir helfen und wir beraten. Und dafür sind alle wirklich dankbar.   

Ryll: Zu Anfang waren schon Irritationen zu spüren. Aber bei allen, mit denen wir dann zusammengearbeitet haben, hat sich das sehr schnell aufgelöst. Danach haben wir nur positive Rückmeldung erhalten und viel Anerkennung bekommen. Und mit der Wiederaufnahme unserer Unterstützung im November ist das dann sofort super gelaufen.

Sehnen Sie sich da überhaupt noch in Ihren alten Job zurück?

Kittan: Das können wir beide gut bejahen. Wir sind mit Leib und Seele Qualitätsprüfer. Wir lieben unseren Job und wir wissen, dass er wichtig ist. Das sehen wir jetzt auch tagtäglich in den Einrichtungen. Und deswegen hoffen wir, dass wir bald wieder unserem regulären Gutachterjob nachgehen können und möchten nichts Anderes tun.

Ryll: Dem kann ich nur zustimmen. Es ist wichtig, dass wir das machen. Es gibt immer wieder Qualitätsdefizite und Entwicklungsmöglichkeiten, auf die wir hinweisen können. Und mit unserem ehrenamtlichen Engagement haben wir jetzt noch einmal mehr Akzeptanz gefunden. Das ist eine Bereicherung für alle Beteiligten.

  • Aussetzung der Qualitätsprüfungen: Weitere Informationen
  • Bericht über ehrenamtlichen Einsatz in der Pflegewohnanlage Katharinenhof