Die Fallzahlen sinken – dennoch ist Rauschtrinken bei Kindern und Jugendlichen deutlich weiter verbreitet als bei Erwachsenen. Insbesondere die Entwicklung bei den 10- bis 14-Jährigen bereitet Sorge.
05.03.2021 - Mehr als 20.000 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 19 Jahren wurden 2019 wegen akuten Alkoholmissbrauchs in einem Krankenhaus behandelt. Die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts bestätigen den rückläufigen Trend der vergangenen Jahre: Nachdem die Zahl der stationären Krankenhausbehandlungen wegen akuter Alkoholvergiftung in dieser Altersgruppe von 9.514 Fällen (im Jahr 2000) auf 26.673 Fälle (2012) deutlich anstieg, sank die Zahl 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 1,8 Prozent.
Allerdings sind Krankenhausaufenthalte durch sogenanntes Rauschtrinken, dem Konsum von sehr viel Alkohol in kurzer Zeit, bei Kindern und Jugendlichen immer noch weiter verbreitet als bei Erwachsenen. Zum Vergleich: Bei den 20- bis 25-Jährigen gab es 2019 8.800 Fälle, bei den 40- bis 45-Jährigen 7.800 und bei den 60- bis 65-Jährigen 6.200 Fälle.
Zahl der Alkoholvergiftungen bei den 10- bis 14-Jährigen steigt
Sorgen bereitet der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) besonders die Entwicklung bei den 10- bis 14-Jährigen. Hier stiegen die Fallzahlen im dritten Jahr in Folge: von 2.630 im Jahr 2016 auf 3.227 im Jahr 2019. „Durch Rauschtrinken kann das jugendliche Gehirn auf Dauer geschädigt werden“, betont Michaela Goecke, Leiterin des Referats Suchtprävention bei der BZgA. Die BZgA-Kampagne „Null Alkohol – Voll Power“ richtet sich deshalb gezielt an jüngere Jugendliche und informiert über die Risiken des Alkoholkonsums. Die Kampagne „Alkohol? Kenn dein Limit.“ spricht dagegen Jugendliche und junge Erwachsene an, um für einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol zu sensibilisieren und Rauschtrinken zu reduzieren.
„Die rückläufigen Zahlen beim Alkoholkonsum Jugendlicher insgesamt bestärken die PKV in ihrem Präventionsengagement in diesem wichtigen Bereich“, kommentiert PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther den bisherigen Präventionserfolg: „Die jüngsten Entwicklungen zeigen aber auch, dass wir nicht nachlassen dürfen. Insbesondere die Schüler müssen noch deutlich mehr über die Gefahren des Rauschtrinkens aufgeklärt werden.“ Daher setzt die PKV vor allem auf Schulen und auf das Freizeitumfeld als wichtige Lebenswelten. Seit 2009 finanziert der Verband „Alkohol? Kenn dein Limit.“, die größte deutsche Präventionskampagne gegen Alkoholmissbrauch. Insgesamt stellte die PKV dafür mehr als 80 Millionen Euro zur Verfügung.
Zu beachten ist: Die Krankenhausdiagnosestatistik des Statistischen Bundesamts bildet die Lage vor der Covid-19-Pandemie ab. Wie sich die Kontaktbeschränkungen sowie geschlossene Schulen und Freizeiteinrichtungen auf den Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen auswirken, ist noch nicht absehbar.