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Mit dem Start der Corona-Schutzimpfungen in Hausarztpraxen hat die Impfkampagne in Deutschland weiter an Fahrt aufgenommen. Um das Versprechen, jedem impfwilligen Bürger bis Ende des Sommers ein Impfangebot zu machen, einzuhalten, sollte die Bundesregierung jetzt die nächsten Schritte einleiten.

35.000 Hausarztpraxen haben in dieser Woche mit den Corona-Schutzimpfungen begonnen. Läuft alles nach Plan, dann könnten die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten bereits Ende April drei Millionen Patienten pro Woche impfen, teilte das Bundesgesundheitsministerium zum Impfstart mit. „Indem wir mit Impfen in den Arztpraxen beginnen, etablieren wir Strukturen, die uns zukünftig helfen, schneller und mehr zu impfen“, hob Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die Bedeutung der ambulanten Versorgung für den Erfolg der Impfkampagne hervor.

Der Impfstart in den Hausarztpraxen ist ein richtiger Schritt, doch er reicht nicht aus, um den Corona-Impfschutz so schnell wie irgend möglich an so viele Menschen wie möglich zu bringen. „Die Politik muss schon jetzt den nächsten Schritt vorbereiten und die Impfung in den Betrieben und bei allen anderen Arzt- und Zahnarztgruppen ermöglichen, sobald in den nächsten Wochen die Impfstoff-Lieferungen wie erwartet ansteigen“, fordert deshalb PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther.

Die Infrastruktur der Betriebsärzte ist besonders gut dafür geeignet, in kurzer Zeit viele Menschen zu erreichen. Die mehr als 12.000 Betriebsärztinnen und Betriebsärzte in Deutschland könnten mehr als 5 Millionen Beschäftigte pro Monat impfen, schätzt der Verband der Deutschen Betriebs- und Werksärzte e. V. (VDBW). Mit rund 45 Millionen Erwerbstätigen stellt die Arbeitswelt das größte Präventionssetting hierzulande dar. Dieses Potenzial dürfe nicht ungenutzt bleiben, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM).

Unternehmen haben großes Interesse an Impfungen in Betrieben

Das Interesse bei den Unternehmen ist groß. „Uns liegen schon jetzt zahlreiche Anfragen aus Krankenversicherungsunternehmen vor, deren Betriebsärzte sofort zur Impfung der Belegschaften bereit stehen – aber derzeit leider noch keinen Impfstoff bestellen dürfen“, berichtet PKV-Verbandsdirektor Reuther. Viele Unternehmen haben auch angeboten, die Familienangehörigen der Mitarbeitenden ebenfalls zu impfen.

Auch die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft haben ein umfassendes Angebot zur Einbindung der Betriebsärzte in die Impfstrategie vorgelegt. „Wir sehen in der Impfung das zentrale Element der Pandemiebekämpfung“, heißt es in einer Gemeinsamen Erklärung von BDA, BDI, DIHK und ZDH. „Nach der Überwindung des Angebotsmangels beim Impfstoff könnten die Arbeitgeber auch mit ihren Betriebsärzten einen Beitrag dazu leisten, die staatliche Infrastruktur zu ergänzen, und zur Erreichung der Impfziele einen wichtigen Beitrag leisten", sagte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.

„Die Bundesregierung würde eine Chance in der Pandemie vergeben, wenn sie diese Angebote nicht nutzt“, stellt Reuther klar. „Dafür muss sie aber schon jetzt die nötigen Organisationsfragen pragmatisch lösen – und nicht erst dann, wenn sich die Impfstoffe auf dem Hof stapeln.“ Den Grundstein dafür hat die Bundesregierung mit der Neufassung der Corona-Impfverordnung vom 1. April 2021 gelegt. Sie führt nun erstmalig auch Betriebsärztinnen und Betriebsärzte als Leistungserbringer für die Coronaimpfungen auf. „Wenn ab Mai genügend Impfstoff für eine flächendeckende Impfung auch in den Unternehmen vorhanden ist, sollten wichtige Detailfragen geklärt sein“, benennt der VDBW das enge Zeitfenster. Der Kampf gegen die Corona-Pandemie bleibt ein Wettlauf gegen die Zeit.