Digitale Identitäten sind der Schlüssel zu den künftigen Anwendungen im Gesundheitswesen. Als Gesellschafter der Gematik treibt die PKV diese innovative Technologie voran. Christian Hälker, Geschäftsführer im PKV-Verband, spricht über die laufenden Arbeiten.

Herr Hälker, die PKV arbeitet an sogenannten Digitalen Identitäten. Worum handelt es sich dabei?
Dahinter stecken verschiedene persönliche Daten wie Name, Geburtsdatum, Geburts- und Wohnort, Alter und Nationalität. Sie machen es möglich, eine Person eindeutig zu identifizieren – sie bilden zusammen seine Identität. Diese Informationen findet jede und jeder auf seinem Ausweis. Wir wollen diese Daten nun digitalisieren und auf das Smartphone bringen.
Was haben Versicherte davon?
Mithilfe Digitaler Identitäten können sie zukünftig auf digitale Anwendungen zugreifen, zum Beispiel auf die elektronische Patientenakte (ePA) und das E-Rezept sowie auf Apps und Portale unserer Mitgliedsunternehmen. Mit der Lösung, die wir dafür erarbeitet haben, sind wir Vorreiter auf diesem Gebiet.
Inwiefern?
Die Digitalen Identitäten werden schon bald einen barrierefreien Zugang zur gesamten Telematik-Infrastruktur (TI) sowie zu anderen Anwendungen ermöglichen. Die Versicherten melden sich einmal an und können sämtliche Anwendungen der TI und der Versicherungsunternehmen nutzen. So erfüllt der Ansatz eine One-App-Philosophie. In Zukunft wird also keine elektronische Gesundheitskarte mehr benötigt, um etwa die ePA nutzen zu können.
Müssen alle Krankenversicherer Digitale Identitäten einführen?
In der GKV gibt es eine gesetzliche Verpflichtung, Digitale Identitäten bis Mitte 2024 einsetzen zu müssen. Uns als PKV ist kein Zeitrahmen vorgegeben. Wir haben jedoch die Chance genutzt, frühzeitig mit diesem Zukunftsprojekt zu beginnen. Wir sind zuversichtlich, dass wir im ersten Halbjahr 2023 Digitale Identitäten nutzen können. Das zeichnet uns als Innovationstreiber im Bereich der TI aus.
Wie weit sind Sie mit den Arbeiten?
Gemeinsam mit der Gematik haben wir alle Prozesse durchdacht. Weder das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik noch der Bundesdatenschutzbeauftragte haben Schwachstellen gefunden. Wir wissen zum Beispiel genau, was passiert, wenn beim Arzt Patientendaten an die Praxissoftware übertragen werden. Technisch sind wir also startklar.
Können andere von unseren Vorarbeiten profitieren?
Auf jeden Fall. Die Überlegungen, die wir angestellt haben, und die Lösungen, die wir gefunden haben, können von der GKV genutzt werden. Man kann das sogar noch weiterdenken. Unser Ansatz geht nämlich schon in Richtung „Wallet“: Die EU will ab 2024 eine Lösung anbieten, in der Personalausweis, Reisepass und Führerschein digital verwaltet werden können.
Wie schützen Digitale Identitäten die sensiblen Versichertendaten?
Wir streben eine sehr sichere Lösung für die Gesundheitsdaten unserer Versicherten an. Unser Ansatz verfolgt ein sogenanntes „Vertrauensniveau hoch“, das auch der Bundesdatenschutzbeauftragte fordert. Die Krankenversichertennummer muss zum Beispiel besonders abgesichert sein: Es muss bestätigt sein, dass es Sie auch wirklich gibt, und dass die Nummer Ihnen zugeordnet ist. Erst wenn das passiert ist, können Sie auf die ePA und das E-Rezept zugreifen. Im Vergleich dazu hat die elektronische Gesundheitskarte aufgrund des Ausgabeprozesses das „Niveau substantiell“, das klar darunter liegt.
Wie sieht nun der weitere Weg hin zur Telematikinfrastruktur 2.0 und den Digitalen Identitäten aus?
Die Gematik unterstützt uns bei der Entwicklung der Digitalen Identitäten – denn unsere Arbeit deckt sich mit dem Gedanken der Telematikinfrastruktur 2.0. Die speziell für Privatversicherte erforderlichen Anpassungen an die Prozesse des E-Rezepts und der ePA werden Anfang 2023 zur Verfügung stehen. Wir rechnen auch damit, dass weitere Fachanwendungen wie die E-Rechnung im kommenden Jahr von unseren Versicherungsunternehmen und den Versicherten genutzt werden können.
- Das Interview erschien erstmals im PKV-Rechenschaftsbericht 2021/22. Hier können Sie die Publikation lesen oder herunterladen.