12. Oktober 2021
Bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens verfolgen einzelne Länder teilweise sehr unterschiedliche Ansätze. Die frühe Einbindung der Versicherten durch nützliche Serviceangebote scheint sich positiv auf den Prozess auszuwirken, wie eine aktuelle Kurzanalyse des Wissenschaftlichen Institut der PKV (WIP) zeigt.
Deutschland bleibt beim Ausbau von E-Health-Anwendungen hinter Ländern wie Dänemark und Estland zurück. Eine Ursache dafür könnte in der Priorisierung beim Aufbau der digitalen Infrastruktur liegen. Zu diesem Ergebnis kommen die Autoren Dr. Frank Wild und Daria Kozica in der WIP-Kurzanalyse „E-Health-Anwendungen im Ländervergleich“. Demnach sei die Digitalisierung des Gesundheitswesens in denjenigen Ländern am weitesten fortgeschritten, die generell einen hohen Digitalisierungsgrad in der öffentlichen Verwaltung aufweisen und in der digitalen Gesundheitsversorgung frühzeitig einen Schwerpunkt auf Mehrwert- und Servicefunktionen gelegt hätten. Darunter fallen Anwendungen wie die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (e-AU), das e-Rezept oder Plattformen wie Gesundheitsinformationsportale, Arztsuchen oder Terminbuchungen.
In Deutschland habe der Schwerpunkt in den ersten Ausbaustufen stattdessen auf dem Informationsaustausch und in der Datensammlung gelegen. Beides verbessert die Dokumentation und erleichtert die Arbeit der Akteure im Gesundheitswesen und der Wissenschaft. Dafür wurden die Services und Mehrwertleistungen für die breite Bevölkerung zunächst zurückgestellt. Als Wettbewerbselemente zwischen den Krankenversicherungen werden sie erst später auf die Telematikinfrastruktur aufgesetzt. Dieses Vorgehen könnte unter anderem zu Akzeptanzproblemen unter den Versicherten führen, schreiben die Autoren. „In Deutschland hat man den Eindruck, der eine oder andere fragt sich, ob wir das alles wirklich brauchen“, sagt Dr. Frank Wild bei der Vorstellung der Studie im Handelsblatt Inside.
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens bietet großes Potential, die Gesundheitsversorgung besser und effizienter zu gestalten. Vor dem Hintergrund der alternden Bevölkerung, des medizinisch-technischen Fortschritts und der damit einhergehenden steigenden Leistungsausgaben können E-Health-Lösungen Prozesse verbessern und den Kostendruck senken. „Um die Akzeptanz und das Interesse deutlich zu steigern, scheint es mit Blick auf die Erfahrungen anderer Länder sinnvoll, vermehrt und auch zügig auf Servicelösungen und Mehrwertdienste zu setzen,“ lautet das Fazit der Wissenschaftler.
Die Studie können Sie auf der Website des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP) herunterladen.